Wichtige Fragen & Antworten zur Prostatabiopsie im Überblick

Warum wird eine Prostatabiopsie gemacht?

Diese ist angezeigt, wenn aufgrund auffälliger Ergebnisse aus vorangegangenem Tastbefund, Ultraschall und PSA-Bestimmung im Blut der Verdacht auf eine krankhafte Prostataveränderung im Raum steht. Die Prostatabiopsie gilt derzeit als einzige Methode, um Prostatakrebs sicher zu diagnostizieren.1

Wie läuft die Prostatabiopsie ab?

Der behandelnde Arzt sticht unter Ultraschallsicht eine dünne Hohlnadel in definierte Areale der Prostata. Anschließend untersucht ein Pathologe die Gewebeproben im Labor.

Wie lange dauert eine Prostatabiopsie?

Die Biopsiedauer ist davon abhängig, wie viele Proben entnommen werden, in der Regel sind es etwa 10 Minuten.2 

Ist die Prostatabiopsie mit einem stationären Krankenhausaufenhalt verbunden?

Nein, die Prostatabiopsie verläuft in den allermeisten Fällen ambulant.

Ist die Protatabiopsie schmerzvoll?

Der Eingriff erfolgt nach lokaler Betäubung und wird als schmerzarm bis nahezu schmerzfrei beschrieben.

Sex nach der Prostatabiopsie – ein Problem?

In der Regel wird empfohlen, nach der Prostatabiopsie einige Tage mit dem Geschlechtsverkehr zu warten.7

Prostatakrebs – Zahlen & Fakten

Bei Prostatakrebs bildet sich ein bösartiger Tumor in der Prostata (Vorsteherdrüse). Jedes Jahr erkranken in Deutschland circa 60.000 Männer daran.3

Wird der Krebs in einem frühen Stadium entdeckt, steigen die Chancen auf Heilung. Umso wichtiger ist es, dass Männer das Krebs-Früherkennungsprogramm wahrnehmen. Ab dem 45. Lebensjahr hat jeder Anspruch auf eine jährliche Tastuntersuchung der Prostata, die durch den Enddarm erfolgt.3 Fünf Jahre früher, also mit 40, sollten Sie mit der Vorsorge beginnen, wenn in Ihrer Familie bereits Prostatakrebs aufgetreten ist.4 Der Gang zum Arzt mag zwar den ein oder anderen große Überwindung kosten – bitte bedenken Sie jedoch, dass es Ihrer Gesundheit dient und ein Prostatakarzinom in der Anfangsphase häufig keinerlei Symptome wie Prostataschmerzen, Probleme beim Wasserlassen oder Harntröpfeln hervorruft.

Prostatabiopsie: So läuft sie ab


Um dem Verdacht auf einen Tumor nachzugehen, veranlasst der Arzt eine sogenannte transrektale (durch das Rektum) Prostatastanzbiopsie unter Ultraschall-Kontrolle (TRUS). Bei dieser Prozedur wird Prostatagewebe zur weiteren Untersuchung gewonnen.

Vorbereitung auf den Eingriff

Der behandelnde Arzt klärt den Patienten ausführlich über Nutzen, Nebenwirkungen und mögliche Komplikationen des Verfahrens auf. Auch wenn das Risiko sehr gering ist, dass schwere postoperative Verläufe mit Blutungen oder Entzündungen sowie allergische Reaktionen (beispielsweise auf verwendete lokale Betäubungsmittel) auftreten, sind diese nicht vollständig auszuschließen. Des Weiteren ist es wichtig, im Vorgespräch zu prüfen, ob der Betroffene auf Arzneimittel angewiesen ist. Blutverdünnende Medikamente beispielsweise sind nach ärztlicher Rücksprache ein paar Tage vor der Biopsie abzusetzen. Für den Eingriff ist es nicht zwingend erforderlich nüchtern zu sein — aufgrund möglicherweise auftretender Übelkeit, sprechen manche Ärzte aber dennoch eine derartige Empfehlung aus.  

Um Infektionen vorzubeugen, bekommt der Patient in der Regel im Vorfeld Antibiotika verschrieben, die er am Vorabend und Morgen der Biopsie sowie im Anschluss an die Operation weiter einnimmt. Gegebenenfalls werden antibiotische Mittel auch unmittelbar vor dem Eingriff injiziert. Da die Ultraschallsonde mit der Biopsienadel in den Enddarm eingeführt wird, empfehlen Ärzte eine Darmentleerung mittels Klistier (auch Klysma genannt) oder mithilfe von Abführzäpfchen (Suppositorium). Beides ist rezeptfrei in der Apotheke erhätllich.

Während der Prostatabiopsie

Bevor der Arzt mit der Biopsie beginnt, spritzt er lokal ein schmerzstillendes Medikament, um die Umgebung der Prostata zu betäuben. Während der Patient auf der Seite oder dem Rücken liegt, führt der Mediziner eine fingerdicke Ultraschallsonde in den Enddarm ein. Im Kanal der Sonde ist eine Biopsienadel angebracht, die mithilfe einer Vorrichtung ausgelöst wird. In der Regel werden bis zu 12 Proben herausgestanzt.5 

Beim standardisierten Entnahmeschema stehen verschiedene Bereiche der Prostata im Fokus: 

  • Basis (Übergang in die Harnblase) 
  • Mitte 
  • Spitze (zum Steißbein hin) 

Falls der Urologe im Vorfeld eine Verhärtung oder Knoten ertastet hat, erfolgt eine gesonderte Biopsie des tumorverdächtigen Bereichs. Generell werden die exakten Entnahmestellen dokumentiert und die Proben entsprechend zugeordnet. 

Biopsie nicht immer über den Enddarm
Wurde der Patient beispielsweise schon einmal am Enddarm operiert oder trat nach einer vorangegangenen transrektalen Biopsie eine fieberhafte Infektion auf, können sich die behandelnden Ärzte zu einer sogenannten perinealen Biopsie entscheiden. Dabei wird stationär und unter Vollnarkose die Prostata über den Damm (Bereich zwischen Penis und After) biopsiert. Das Risiko einer Infektion mit Darmkeimen ist so deutlich geringer.

Nach durchgeführter Biopsie erfolgt das Versenden der Proben zur Untersuchung an Speziallabors. Pathologen, also Experten für Gewebe- und Zelluntersuchungen, sehen sich die Gewebeentnahmen unter dem Mikroskop an und beurteilen das Ausmaß sowie den Grad der Gewebeveränderung. Für die Charakterisierung des Prostatakarzinoms nutzen Fachärzte den Gleason Score

Liegt der Befund ein paar Tage später vor, bespricht der behandelnde Arzt das Ergebnis mit dem Patienten und erläutert, welche Behandlung er für sinnvoll erachtet. 

Prostatabiopsie geschafft? Gönnen Sie sich Ruhe.

Nach dem Eingriff wäre es gut, wenn Sie sich schonen sowie sportliche Aktivitäten wie Radfahren 1 bis 2 Tage pausieren.6 Auch auf Geschlechtsverkehr sollten Sie ein paar Tage verzichten.7

Mögliche Nach- und Nebenwirkungen der Prostatabiopsie


Ein leichtes Druckgefühl ist nicht unüblich. Bis zu 6 Wochen nach dem Eingriff können sich leichte Blutbeimengungen im Urin finden, wenn bei der Biopsie Blutgefäße verletzt wurden.8 Ebenso ist eine leichte Blutung aus dem Enddarm nicht auszuschließen. Obwohl Patienten vor dem Eingriff vorsorglich Antibiotika als Infektionsschutz einnehmen, gelten unter anderem eine Harnwegsinfektion und Nebenhodenentzündung als mögliche Nebenwirkung der Gewebeentnahme. Anhaltende Blutungen über Harnblase und Darm, Blutklümpchen im Urin oder eine dunkelrote Farbe erfordern daher immer ärztliche Abklärung. Auch wenn Beschwerden wie Probleme beim Wasserlassen oder Hodenschmerzen auftreten, Fieber über 38 Grad Celsius oder Schüttelfrost, zögern Sie nicht, zeitnah ärztliche Hilfe aufzusuchen.9

Wie zuverlässig sind die Befundergebnisse?


Tatsächlich kann es vorkommen, dass sich innerhalb der Prostata ein Tumorherd befindet, der bei der durchgeführten Gewebe-Untersuchung nicht getroffen wurde. Ärzte empfehlen, die Untersuchung zu wiederholen, wenn beispielsweise 

  • der PSA-Wert trotz Antibiotikagabe gegen eine mögliche Entzündung anhaltend erhöht oder 
  • der Tastbefund weiterhin auffällig ist. 

Trotzdem gilt die transrektale, ultraschallgesteuerte Prostatabiopsie als Standardverfahren. 

MRT-gestützte Fusionsbiopsie


Alternativ zur alleinigen transrektralen Prostatabiopsie findet bei der Variante der Fusionsbiopsie vor der konventionellen Biopsie eine sogenannte multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT) der Prostata statt. Die dafür ausgebildeteten Radiologen (Spezialisten zur Krankheitserkennung mittels bildgebender Verfahren) erhalten so hochauflösende Bilder der tumorverdächtigen Areale. Dadurch sind die Experten in der Lage, zielgerichteter zu entscheiden, wo genau die – letztendlich in der Anzahl abnehmenden – Gewebeentnahmen stattfinden sollen. Und auch der umgekehrte Fall kann eintreten: Die Ergebnisse sind vollkommen unauffällig und auf eine Prostatabiopsie wird verzichtet.10  

Warum die Kombination aus TRUS und Fusionsbiopsie dann noch nicht als neuer Standard gilt? Problematisch ist unter anderem, dass etwa 10 Prozent der Prostatakarzinome, die einer Therapie bedürfen, beim MRT nicht erkannt werden.10 Zudem sei wissenschaftlichen Studien zufolge zum jetzigen Zeitpunkt der mögliche Nutzen beziehungsweise Schaden, den die Fusionsbiopsie mit sich bringt, noch nicht ausreichend belegt.11 Derzeit müssen gesetzlich versicherte Patienten für die Kosten der mpMRT (circa 850 Euro) selbst aufkommen, während sich privat Versicherte die Kosten erstatten lassen können.12,13 Zur Sicherheit empfiehlt es sich jedoch, bezüglich der Kostenübernahme vorab noch einmal bei der Krankenkasse nachzufragen. 

Psychische Belastung – kompetente Ansprechpartner finden


Die Ungewissheit und das Warten auf ein endgültiges Ergebnis ist für Betroffene häufig schwer zu verkraften. Viele sind zudem verunsichert und in Sorge, durch die Biopsie(n) womöglich das Ausbreiten von Krebszellen im Stichkanal oder Metastasen (Tumorabsiedlungen) zu begünstigen. Dies kann nach heutigem Wissenstand jedoch verneint werden.14 

Sie sind nicht allein!

Wir haben für Sie seriöse Kontaktstellen, interessante Informationen, Links zu Selbsthilfegruppen sowie Forenadressen zusammengestellt.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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