Fragen rund um die gutartige Prostatavergrößerung:
Als Teil des männlichen Geschlechtsorgans ist die Vorsteherdrüse beispielsweise an der Spermabildung beteiligt. Hauptsächlich produziert sie das milchige Sekret, welches Teil der Samenflüssigkeit ist und Stoffe enthält, die unter anderem dem Schutz der Erbinformation von Spermien dienen. Ohne die Prostata wären Männer also nicht zeugungsfähig.
Eine gutartige Vergrößerung der Prostata (Vorsteherdrüse) ohne begleitende Symptome wird als benigne — das heißt gutartige — Prostatahyperplasie (BPH) bezeichnet. Das Wachstum des Organs wird durch eine Vermehrung der dortigen Zellen verursacht.
Die Prostatavergrößerung gehört zu den gutartigen Krankheiten des Mannes, deren Häufigkeit etwa mit dem 30. Lebensjahr ansteigt. Bei den 50-Jährigen besitzt jeder zweite eine vergrößerte Prostata, in einem Alter von über 80 Jahren sogar fast alle.1
Häufig treten Probleme beim Wasserlassen (wie schwacher Harnstrahl und ständiger Harndrang) auf.
Durch die Gabe von pflanzlichen Mitteln oder Medikamenten (beispielsweise Alpha-Blocker) wird versucht, das Wachstum der Prostata zu minimieren.
Ein solcher Eingriff wird beispielsweise bei ausgeprägten Beschwerden oder hohen Mengen an Restharn in der Blase (was die Infektanfälligkeit begünstigt) in Betracht gezogen.
Ursachen und Auswirkungen einer gutartigen Prostatavergrößerung
Die Prostata, eine walnussförmige Drüse, die im Becken des Mannes unterhalb der Harnblase sitzt, vergrößert sich im Laufe des Lebens – lange unbemerkt und symptomlos. Wiegt sie bei einem 20-jährigen Mann circa 20 Gramm, kann ihr Gewicht mit den Jahren auf über 100 Gramm anwachsen.2
Die genauen Ursachen der Prostatavergrößerung sind bislang ungeklärt. Zu den bekannten Risikofaktoren gehören das Alter, Übergewicht und Diabetes. Aber auch das Geschlechtshormon Testosteron sowie dessen Stoffwechselprodukt Dihydrotestosteron (DHT) scheinen großen Einfluss zu haben; vor allem DHT bewirkt eine vermehrte Teilung der Prostatazellen.
Die Folge davon: Die Vorsteherdrüse wächst. Da die Prostata die Harnröhre (den urinableitenden Gang) ringförmig umschließt, wird die Harnröhre bei fortschreitender Größenzunahme der Vorsteherdrüse „abgeschnürt“.
Behindert die vergrößerte Prostata den Harnabfluss aus der Blase, spüren dies viele Betroffene durch Beschwerden beim Urinieren. Kommt es zu diesen sogenannten Harnabflussstörungen, bezeichnen Mediziner die Vergrößerung nicht mehr als BPH, sondern als BPS (benignes Prostata-Syndrom).
Zusammenfassung | |
benigne Prostatahyperplasie (BPH) | Prostatavergrößerung ohne wahrnehmbare Symptome |
benignes Prostata-Syndrom (BPS) | Prostatavergrößerung mit Blasenentleerungs- oder Blasenspeicherstörungen |
Die Symptome bei einem Prostata-Syndrom
Im Gegensatz zur beschwerdefreien benignen Prostatahyperplasie (BPH) treten beim BPS verschiedene Symptome im Zusammenhang mit der Miktion (Harnlassen) auf.
Obstruktive Symptome beim Prostata-Syndrom
Eine vergrößerte Prostata engt die Harnröhre ein, woraufhin sogenannte obstruktive (verschließende) Beschwerden einsetzen, wie
- eine verzögerte Blasenentleerung (Anlaufhemmung),
- ein abgeschwächter Harnstrahl,
- eine verminderte Urinausscheidung (kleines Miktionsvolumen),
- eine länger als gewöhnlich dauernde Blasenentleerung,
- Nachträufeln von Urin sowie
- das Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung (Restharn).
Infolge der Obstruktion mit Bildung von Restharn können sich als langfristige Konsequenz weitere gesundheitliche Beschwerden ausbilden, beispielsweise wiederkehrende Harnwegsinfekte, Blasensteine oder Harnverhalt. Tritt letzteres ein, schafft es der Betroffene bei gefüllter Blase und Harndrang nicht, die Blase willentlich zu entleeren. Ein zügiger Arztbesuch ist erforderlich.
Prostata-Syndrom und dessen irritative Symptome
Irritative (reizende) Beschwerden haben ebenfalls Auswirkungen auf die Harnblasenentleerung. Es liegen vor allem Störungen der Harnspeicherfunktion vor:
- Betroffene müssen tagsüber häufiger zur Toilette, und auch nachts stehen sie öfter auf, um Wasser zu lassen.
- Der Harndrang wird akuter wahrgenommen (Dranginkontinenz).
- Es fällt schwer, den Harndrang zu beherrschen; Urin verlässt möglicherweise unkontrolliert den Körper (imperativer Harndrang).
Wichtig ist zu wissen, dass die Ausprägung der Symptome nicht direkt mit dem Wachstum der Vorsteherdrüse in Zusammenhang steht. Das heißt, es gibt Männer mit stark vergrößertem Organ, die nur geringe Beschwerden wahrnehmen. Anderen wiederum macht bereits eine minimal vergrößerte Prostata zu schaffen. Somit hängt die Therapieentscheidung in erster Linie von den individuellen Symptomen des Patienten ab.
Schweregrade des benignen Prostata-Syndroms
Mediziner unterteilen die Symptome der gutartigen Prostatavergrößerung in drei Stadien:1
- Stadium I, „Reizblasenstadium“: Die Beschwerden ähneln denen einer überaktiven Blase, bei der schon ein geringer Reiz zu einem ausgeprägten Harndrang führt – auch nachts.
- Stadium II, „Restharnstadium“: Die Harnröhre ist so verengt, dass immer Restharn in der Blase verbleibt – dadurch können Infektionen (beispielsweise eine Blasenentzündung) entstehen.
- Stadium III, „Dekompensationsstadium“: Es entwickelt sich eine Überlaufblase. Das heißt, der Urin staut sich, die Blasenwände dehnen sich übermäßig und der Urin läuft über den Harnleiter zurück in die Nieren, was das Organ schädigen kann, da sich die Nierenfunktion verschlechtert. Im schlimmsten Fall tritt sogar ein Nierenversagen ein.
Um es nicht so weit kommen zu lassen, sollten Sie bei festgestellten Blasenentleerungsstörungen medizinische Hilfe suchen und einen Termin beim Urologen vereinbaren. Auch, um etwaige andere Erkrankungen auszuschließen. Denn nicht immer deuten die Symptome nur auf das benigne Prostata-Syndrom hin: Auch eine Prostataentzündung (Prostatitis) sowie ein Prostatakarzinom (Prostatakrebs) können mit den genannten Harnabflussstörungen einhergehen.
Wie lässt sich eine gutartige von einer bösartigen Veränderung der Prostata unterscheiden?
Im Gegensatz zur benignen Prostatahyperplasie befindet sich die bösartige Geschwulst bei der malignen Prostatahyperplasie (Prostatakrebs) in über 60 Prozent der Fälle in der äußeren Zone der Prostata.3 Also dem Teil, der weit entfernt ist von der Harnröhre. Der Krebs hat sich daher bereits ausgebreitet, wenn Männer Beschwerden beim Wasserlassen infolge einer eingeengten Harnröhre bemerken. Diese Probleme können sich in einem abgeschwächten Harnstrahl äußern, aber auch in dem Bedürfnis, auf der Toilette zu pressen, um die Blase zu entleeren.
Nur ein Urologe ist in der Lage zu erkennen, ob eine gut- oder bösartige Prostatavergrößerung vorliegt. Daher sei Männern ans Herz gelegt, sich bei Beschwerden in ärztliche Behandlung zu begeben und Vorsorgetermine wahrzunehmen. Bei familiärer Vorbelastung, etwa wenn Bruder oder Vater bereits an Prostatakrebs erkrankt sind, ist eine Basisvorsorge bereits ab 40 Jahren empfohlen. Ansonsten ab dem 45. Lebensjahr.4
Vor der Behandlung: Die Diagnose der Prostatavergrößerung
Um eine gutartige Prostatavergrößerung zu diagnostizieren, stehen dem Urologen mehrere Diagnosemaßnahmen zur Verfügung:
- Anamnese: Mithilfe der Internationalen Prostata-Beschwerde-Skala — einem speziellen Fragebogen — gewinnt der Arzt einen guten Überblick über die Beschwerden des Patienten. Eventuell hat der Urologe den Betroffenen zudem bereits vor dem Termin aufgefordert, ein Urinprotokoll zu führen, um die Stärke und Häufigkeit des Wasserlassens (Miktion) zu dokumentieren.
- Körperliche Untersuchung: Davor fürchten sich die meisten Männer – dem Abtasten der Prostata. Dabei ist dieser Vorgang nicht schmerzhaft. Der Urologe führt seinen Finger durch den After des Patienten ein und kontrolliert die Größe und Beschaffenheit der Prostata. Das ist möglich, weil die Vorsteherdrüse am Mastdarm anliegt. Eine gesunde beziehungsweise auch gutartig vergrößerte Prostata fühlt sich wie der Daumenballen bei geballter Faust an. Liegen bösartige Veränderungen vor wie Prostatakrebs, spürt der Urologe eine verhärtete Prostata – etwa so fest wie die Fingerknöchel.
- Urinuntersuchung: Eine Urinprobe zeigt, ob dem Harn Blut beigemischt ist und Entzündungszeichen bestehen.
- Ultraschall (Sonografie): Er verrät dem Arzt mehr über Größe und Form der Prostata. Am besten funktioniert dies durch eine transrektale Sonografie, also eine Untersuchung der Prostata über den Enddarm. Mit dieser Methode lassen sich auch Restharn, eine Veränderung der Blase oder Blasensteine ausfindig machen.
- Blutuntersuchung: Aufgrund von bei der Tastuntersuchung festgestellten, verdächtigen Veränderungen kann ein Bluttest erfolgen, bei dem der Wert des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) geprüft wird. Leidet der Mann an Prostatakrebs, ist der PSA-Wert normalerweise erhöht. Allerdings gilt die Aussagekraft des Tests bei vielen Medizinern als umstritten, da auch eine gutartige Prostatavergrößerung sowie Prostataentzündung zu einem auffälligen Testergebnis führen können.5
Für gewöhnlich findet der Arzt mithilfe einer Kombination der hier aufgeführten Untersuchungen heraus, ob eine Prostatavergrößerung vorliegt und wie stark sie fortgeschritten ist. Manchmal entpuppt sich die Diagnostik allerdings als etwas schwieriger – dann stehen dem Arzt noch andere Untersuchungsmethoden zur Verfügung, so beispielsweise:
- Uroflowmetrie: Diese gibt Aufschluss über die Stärke des Harnstrahls und Hinweise auf eine mögliche Prostatavergrößerung. Auf der Patiententoilette beim Arzt ist eine spezielle Apparatur unter einem Urin-Auffangtrichter montiert, die den Harnstrahl in Millilitern pro Sekunde misst.
- Blasenspiegelung: Die Zystoskopie findet in der Regel bei Verdacht auf Tumorerkrankungen Anwendung. Mit einem Zystoskop (schlauchartiges, flexibles Gerät mit Kamera) prüft der Arzt Harnröhre sowie Harnblase und erhält weitere Hinweise auf eine möglicherweise vorliegende bösartige Prostatavergrößerung.
- Druck-Fluss-Studie: Die Urodynamik kommt in der Regel dann zum Einsatz, wenn sich durch die anderen Maßnahmen nichts finden lässt. Über einen Katheter (Schlauch zur Einführung in Körperorgane) misst der Fachmann während des Wasserlassens den Druck in der Blase.
Hilfe bei Prostatavergrößerung: So sieht die konservative Behandlung aus
Wenn die gutartige Prostatavergrößerung festgestellt wurde, richtet sich die Behandlung nach dem Grad der gesundheitlichen Einschränkungen. Bei einem BPS, welches nur geringe Beschwerden verursacht, sehen Mediziner von einer Operation ab — stattdessen kommen in der Regel die folgenden Therapieansätze zum Einsatz:
Medikemante
Bei der Therapie einer Prostatavergrößerung stehen dem Arzt verschiedene Präparate zur Wahl. Allen voran:
- Alpha-1-Rezeptorenblocker (Alpha-Blocker): Sie können dabei helfen, mäßige Beschwerden zu lindern. Die Wirkstoffe lassen die Muskulatur im Bereich der Prostata und des Blasenhalses erschlaffen, sodass der Urinfluss wieder ansteigt und das Restharnvolumen sinkt. Zu den Nebenwirkungen gehören niedriger Blutdruck und Schwindel.6
- 5-Alpha-Reduktasehemmer: Sie vermindern die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron, welches das Prostatawachstum steuert. Wie andere Arzneimittel haben auch die 5-Alpha-Reduktasehemmer Nebenwirkungen, beispielsweise sind Erektionsstörungen und Ejakulationsprobleme möglich.7 Die Einnahme muss deshalb ausführlich mit dem Arzt abgesprochen werden.
- Anticholinergika: Bei einigen Betroffenen tritt in Verbindung mit der Prostatavergrößerung verstärkter Harndrang und unkontrollierter Urinabgang (Inkontinenz) auf. Um diese Beschwerden zu behandeln, setzt der Urologe sogenannte Anticholinergika ein. Diese Medikamente wirken direkt auf die Blasenmuskulatur und sorgen dort für Entspannung. Nebenwirkungen gelten als mild, zu nennen sind unter anderem Verstopfung, Beschwerden, die einer Erkältung ähneln, sowie trockene Mund- und Augenschleimhäute.7
Kombinationstherapie, um das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufzuhalten
Die kombinierte Behandlung mit Alpha-Blockern und 5-Alpha-Reduktasehemmern wird oft gewählt. Sie mildert Symptome, mindert das Risiko für einen Harnverhalt sowie die Wahrscheinlichkeit, sich einem operativen Eingriff unterziehen zu müssen.7
Pflanzenheilkunde
Bei der sogenannten Phytotherapie handelt es sich um eine pflanzliche Therapie, bei der unter anderem Präparate mit folgenden Inhaltsstoffen gängig sind:
- Kürbiskerne
- Extrakte aus Brennnesselwurzeln
- Roggenpollen
- Sägepalmenfrüchte
Bei einigen Betroffenen schlägt die Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln, sogenannten Phytopharmaka, gut an. Fragen Sie im Rahmen der Behandlung einer Prostatavergrößerung gerne Ihren Arzt nach natürlichen Methoden.
Homöopathie
Die Homöopathie verfolgt den Ansatz, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen. Das bedeutet: Ein Mittel, das bei gesunden Personen bestimmte Symptome hervorruft, kann bei Erkrankten eben jene Beschwerden lindern. Im Hintergrund steht die Annahme, dass sich dadurch die Selbstheilungsprozesse des Körpers aktivieren. Die verwendeten Wirkstoffe werden so stark verdünnt (potenziert), dass nur geringe Spuren in den Mitteln aufzufinden sind. Dennoch sprechen sich homöopathische Experten für die Anwendung aus, da sich, ihrer Ansicht nach, selbst kleinste Mengen positiv auf den Organismus auswirken sollen.
Eingenommen werden die jeweiligen Wirkstoffe vor allem als winzige Rohrzuckerkügelchen (Globuli), aber auch Tabletten, Tropfen oder Ampullen sind möglich. Verordnete Arzneien können sein:
- Sabal serrulatum (Sägepalme): bei schwachem Harnstrahl, häufigem Harndrang (auch nachts)
- Selenium (Selen): bei unwillkürlichem Abgang von Samenflüssigkeit oder Prostatasekret, Harnnachtröpfeln, ziehenden Hodenschmerzen und sexueller Schwäche
- Conium maculatum (gefleckter Schierling): durch eine Prostatavergrößerung bedingter häufiger Harndrang, Harnnachträufeln
- Digitalis (roter Fingerhut): bei ständigem Völlegefühl der Blase, schmerzhaftem Harndrang
Auch, wenn der alternativmedizinische Ansatz viele Befürworter hat, ist die Wirksamkeit von Homöopathie medizinisch nicht nachgewiesen.
Aha!
Die Therapieansätze mit Hausmitteln und Homöopathie sind als unterstützende Maßnahmen zur schulmedizinischen Behandlung zu sehen und sollten mit dem Arzt abgeklärt werden. Denn den Ursprung der Beschwerden – die Hyperplasie der Prostata – können sie nicht beheben.
Ernährung
Die richtige Ernährung ist eine wichtige Säule bei den ganzheitlichen Therapiemaßnahmen.
- Integrieren Sie vermehrt Ballaststoffe in den Speiseplan, beispielsweise Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte.
- Bevorzugen Sie ungesättigte Fettsäuren pflanzlicher Herkunft, unter anderem pflanzliche Öle, Nüsse und Avocados.
- Steigern Sie den Konsum von pflanzlicher Kost, zum Beispiel Kichererbsen, Sojabohnen sowie Leinsamen.
- Ein Augenmerk sollte auf einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr liegen. Viele Betroffene neigen bei prostatabedingten Blasenproblemen wie ständigem Harndrang dazu, weniger zu trinken. Empfohlen werden aber 1,5 Liter Flüssigkeit täglich.8
- Komponenten der Brennnessel sollen die Bildung von Stoffen verhindern, die das Wachstum von Prostatazellen ankurbeln. Wer mag, kann sich also beispielsweise Brennnessel-Tee zubereiten.
Harntreibende oder entwässernde Getränke wie Alkohol und Kaffee sind zu meiden.
Hausmittel
Bei Symptomen einer gutartigen Prostatavergrößerung bringen häufig auch einfache Hausmittel Erleichterung. Das Interessante ist, dass sich die Tipps auch zur Vorbeugung eignen.
- Es gibt beispielsweise verschiedene Beckenbodenübungen, die die Muskultur in der Blasengegend stärken und so Inkontinenz vorbeugen.
Beispielübung für den Beckenboden:
Legen Sie sich in Rückenlage auf eine Matte. Die Arme ruhen flach neben dem Körper, während Sie die Beine so aufstellen, dass sich die Fersen direkt unter den Knien befinden. Drücken Sie nun den Bauch nach oben (Schulter, Po und Knie bilden eine gerade Linie), während Sie die Beckenbodenmuskeln so stark wie möglich anspannen. Stellen Sie sich hierfür einfach vor, Sie würden Harn zurückhalten wollen. Die Position kurz halten, dann den Po langsam absenken und den Beckenboden entspannen. Die Übung mehrmals wiederholen.
- Darüber hinaus kann Blasentraining bei Harndrang helfen, den Urinabgang weiter hinauszuzögern. Auf diese Weise vermeiden Sie, dass Sie zu häufig Wasser lassen müssen, der Harn nur tröpfchenweise abgesetzt wird und Restharnmengen in der Blase zurückbleiben, welche dann Infektionen oder Blasensteine begünstigen.
Blasentraining – so funktioniert´s
Das Training ist relativ einfach umzusetzen: Sobald Sie Harndrang verspüren, geben Sie diesem nicht direkt nach, sondern halten den Druck so lange wie möglich aus. Erst wenn es gar nicht mehr geht, suchen Sie die Toilette auf. Am besten befinden Sie sich in der Nähe eines WCs. Die Dauer des „Aushaltens“ sollten Sie mit der Zeit möglichst steigern.
- Zu guter Letzt unterstützen warme Sitzbäder dabei, die Muskulatur zu entspannen, die Durchblutung anzuregen und Beschwerden zu lindern.
Embolisation: Verschluss der prostataversorgenden Gefäße
Eine nicht-operative Methode zur Verkleinerung der Prostata stellt die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) dar. Ziel des Eingriffs ist es, die Blutversorgung der Prostata einzuschränken, was eine dauerhafte Verkleinerung der Prostata zur Folge hat. Bei der minimalinvasiven Behandlung führt der Operateur einen besonders dünnen Katheter durch die Leiste in die innere Beckenarterie ein. Mithilfe von winzigen Kugeln (aus Polyvinylalkohol) werden die zur Prostata führenden Arterien verschlossen.
Die Schmerzen bei diesem Eingriff sind sehr gering, eine Vollnarkose ist somit nicht nötig. Im Allgemeinen gilt die Embolisation der Prostata als sicher und komplikationsarm.9
Das Verfahren kommt für Betroffene infrage, bei denen es mithilfe von Medikamenten zu keiner Besserung der Beschwerden in einem Zeitraum von mehr als 6 Monaten gekommen ist.10 Von der PAE ausgeschlossen sind beispielsweise Patienten mit akutem Harnwegsinfekt oder einem Prostatakarzinom.
Weitere Vorteile der Embolisation der Prostata:
Gelegentlich kann nach Operationen an der Prostata die sogenannte retrograde Ejakulation als Nebenwirkung auftreten. Wird während des Eingriffs der innere Blasenschließmuskel verletzt, gelangt der Samenerguss nicht mehr nach außen, sondern entleert sich rückwärts in die Harnblase. Bei der Embolisation entfällt diese Gefahr. Auch das Risiko, eine Inkontinenz oder Impotenz zu entwickeln, ist bei der Embolisation der Prostata nicht erhöht.10
Wenn nichts anderes mehr hilft – Prostataoperation
Für gewöhnlich ist der Urologe in der Lage, die Prostatavergrößerung durch Medikamente in Schach zu halten. Unter gewissen Umständen legt er dem Patienten allerdings eine Operation der vergrößerten Prostata nahe. Dazu gehören:
- ausgeprägte Beschwerden wie Harnverhalt oder Überlaufinkontinenz
- hohe Mengen an Restharn (als Folge sind Entzündungen oder in die Nieren zurücklaufender Harn möglich)
- wiederkehrende Folgeerkrankungen (beispielsweise Blasensteine)
Ziel einer Operation bei vergrößerter Prostata ist es, das Organ durch die Entfernung von Prostatagewebe zu verkleinern und damit den Druck auf die Harnröhre zu minimieren. Die Prostata wird nicht vollständig entfernt – dies geschieht nur bei einem bösartigen Tumor (Prostatakarzinom).
Gut zu wissen:
Bei schlechtem Allgemeinzustand des Patienten und akutem Harnverhalt (medizinischer Notfall) muss vor der Operation zeitnah ein wesentlicher Eingriff erfolgen: Der Arzt legt einen Katheter, damit der Urin aus der Blase abfließen kann und die Schmerzen vorerst gelindert werden.
Operative Eingriffe – diese gibt es
Als Standardverfahren bei kleinerer und mittlerer Prostatavergrößerung gilt die transurethrale Resektion der Prostata – kurz auch TUR-P.11 Nachdem der Patient eine Teil- oder Vollnarkose erhalten hat, führt der Chirurg ein sogenanntes Resektoskop in die Harnröhre des Patienten ein und schiebt es bis zur Prostata vor. Im Inneren des Untersuchungsinstruments befinden sich zwei Kanäle. Einer enthält Kamera und Drahtschlinge, über die elektrischer Strom fließt. Über den anderen Kanal wird später das schichtweise abgetragene, überschüssige Gewebe der Prostata nach außen gespült. Bei einer TUR-P müssen sich Patienten in der Regel auf einen zwei- bis dreitätigen Klinikaufenthalt einstellen.12
Neben der TURP-Methode gibt es weitere Operationsverfahren, unter anderem:
- Laser-Therapie: Auch sie gehört zum Standard bei der Behandlung einer BHP.13 Nach einer Lokalanästhesie oder Vollnarkose schiebt der Chirurg ein Endoskop (längliches Instrument mit Kamera) durch die Harnröhre zur Prostata. Im Endoskop befindet sich auch der Laser, mit dem der Spezialist überschüssiges Prostatagewebe ausschält. Damit das Gewebe gut ausgespült werden kann, zerkleinert es der Chirurg in der Harnblase mit einem Morcellator (Gewebezerkleinerer). Alternativ erhitzt der Laser das Gewebe und löst es auf diese Weise auf (Koagulation) oder lässt es verdampfen (Vaporisation). Auch hier ist ein mehrtätiger Klinikaufenthalt notwendig.13
- Transurethrale Nadelablation (TUNA): Der Operateur sticht mit einer feinen Nadel in unterschiedliche Bereiche der Prostata. Gewebe wird etappenweise durch Radiofrequenzwellen erhitzt, wodurch es abstirbt. Der Körper ist dann selbst dazu in der Lage, das entfernte Prostatagewebe abzubauen oder es mit dem Urin auszuscheiden. Der Patient benötigt keine Vollnarkose, eine lokale Betäubung – eventuell in Kombination mit einem Schlafmittel – reicht in der Regel bei dieser ambulant durchgeführten Methode aus.14
- Hochenergetische Transurethrale Mikrowellen-Thermotherapie (HE-TUMT): Ein Ballonkatheter (Katheter mit entfaltbarem Ballon an der Spitze), den der Arzt nach lokaler Betäubung und Verabreichung eines Beruhigungsmittels in die Harnröhre einführt, strahlt Mikrowellen ab. Diese führen zu einer Erhitzung und in Folge zur Zerstörung des vergrößerten Prostatagewebes. Eine ambulante Durchführung ist möglich, der Patient ist nach wenigen Stunden wieder zu Hause.15
Eine weitere Möglichkeit stellt die offene Operation (Prostataadenomektomie) dar. Hier erfolgt ein Schnitt in der Bauchdecke, sodass der Arzt das Gewebe der Prostata entfernen kann. Das Operationsverfahren wird heutzutage aber nur noch selten durchgeführt. Zum Beispiel dann, wenn die Prostata so stark vergrößert ist, dass sich der Gewebeüberschuss nicht über die Harnröhre abtragen lässt. Im Vergleich zu den minimal-invasiven Verfahren kann bei der aufwendigeren offenen OP die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus länger sein, je nach Genesungsverlauf.
Was sind die Risiken einer Prostataverkleinerung?
Wie jede Operation birgt auch die Verkleinerung einer Prostata die Gefahr von Komplikationen. Diese ist aber als niedrig einzustufen, da nicht das ganze Organ entfernt wird, wie es beispielsweise bei einem Karzinom der Fall sein kann. Dennoch sind folgende Nebenwirkungen beziehungsweise Risiken einer Prostata-Operation zu nennen:
- Harninkontinenz: In den ersten Monaten nach der OP kann es zu ungewolltem Harnabgang beispielsweise beim Heben schwerer Lasten oder beim Husten kommen, wenn umliegende Strukturen wie der Schließmuskel verletzt wurden.
- Erektile Dysfunktion: Nach Schädigung von Nerven und Blutgefäßen im Operationsgebiet sind Erektionsstörungen möglich.
- Retrograde Ejakulation: Wenn Muskeln, die den Blasenausgang beim Samenerguss verschließen, verletzt sind, wird die Samenflüssigkeit nicht nach außen abgegeben, sondern fließt in die Harnblase.
Bei der TUR-P ist als Komplikation das TUR-Syndrom bekannt, das mit Übelkeit und Verwirrtheit, in seltenen Fällen auch mit Herz-Kreislaufproblemen einhergeht. Grund ist, dass Teile der Reinigungsflüssigkeit, mit welcher entferntes Prostatagewebe über die Harnröhre ausgespült wird, während des Eingriffs in das Blutgefäßsystem gelangt sind. Auf diese Weise kann es zu einer Veränderung des Elektrolythaushalts kommen, was vorübergehend Auswirkungen auf den Kreislauf hat.
Was passiert nach der Prostata-Operation? Die wichtigsten Fragen und Antworten
Die Dauer der Operation zur Prostataverkleinerung ist von verschiedenen Aspekten abhängig, unter anderem vom Grad der Hyperplasie (Vergrößerung) sowie der gewählten OP-Methode. Während beispielsweise die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) etwa 90 Minuten dauert, ist die Dauer der Transurethralen Nadelablation (TUNA) mit 60 Minuten angegeben, die Laser-Therapie mit 60 bis 120 Minuten.12,13,14 Die Hochenergetische Transurethrale Mikrowellen-Thermotherapie (HE-TUMT) ist bereits nach 30 bis 60 Minuten abgeschlossen.15
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff kommt es bei der Prostata-Operation zu Verletzungen des umliegenden Gewebes und der Gefäße. Gegen die Schmerzen können schmerzstillende Medikamente helfen. Die Art des Arzneimittels und die Anwendungsdauer sind dabei individuell mit dem Arzt abzusprechen.
Als präventive Maßnahme kann der behandelnde Arzt auch Antibiotika verschreiben, um eine bakterielle Infektion der Harnwege und Blase nach dem Eingriff zu verhindern.
Besonders in den Wochen nach einer Prostata-Operation ist es ratsam, viel zu trinken. Möglichst ein bis zwei Liter über den Tag verteilt, damit die Blase gut durchgespült wird.14 Die Wahl sollte auf Wasser, ungesüßten Tee oder Fruchtsaftschorlen fallen.
Nach einem Prostataeingriff kann es noch eine Weile zu Harnproblemen kommen, wie zum Beispiel Missempfindungen beim Wasserlassen oder Blut im Urin. Aber auch Inkontinenz ist möglich. Hier sei gesagt, dass der unwillkürliche Harnabgang nach ein paar Wochen oder wenigen Monaten wieder verschwinden sollte.16 Über diese Zeit können Einlagen hinweghelfen, die es auch speziell für Männer gibt. Zu kaufen sind sie in der Apotheke, im Reformhaus oder auch in Drogerien.
Gönnen Sie Ihrem Körper in dieser Zeit Ruhe, um sich von dem Eingriff zu erholen. Das Heben von schweren Gegenständen ist nach der OP tabu. Das Gleiche gilt für stärkere körperliche Belastung und Leistungssport. Auch das Rad sollten Sie erst einmal stehen lassen, da beim Radfahren Druck auf die Prostata ausgeübt wird. Um sicherzugehen, fragen Sie bitte bei Ihrem behandelnden Arzt nach, wann Sie Ihren Körper wieder stärker belasten dürfen.
Beckenbodenübungen stärken die Muskulatur rund um die Harnwege und fördern die Kontinenz. Blasentraining hingegen dient dazu, die Zeiten zwischen den Toilettengängen zu verlängern. Dafür halten die Patienten den aufkommenden Harndrang immer länger aus, bis sie ihm nachgeben. Auf diese Weise können ständiger Harndrang, Restharn und Blasensteine vermieden werden. Wann Betroffene mit dem Training starten dürfen, ist individuell mit dem behandelnden Arzt zu klären.