Wofür dient die digital-rektale Untersuchung?
Die digital-rektale Untersuchung (DRU) wird von einem Urologen oder Andrologen durchgeführt, in einigen Fällen auch vom Hausarzt. Sie ist Teil der Früherkennung und dient bei männlichen Patienten in erster Linie der Beurteilung der Prostata. Form, Lage und Konsistenz werden überprüft und können erste Hinweise auf eine Erkrankung wie zum Beispiel einen Tumor (Prostatakrebs) oder eine vergrößerte Vorsteherdrüse liefern. Darüber hinaus gibt die Tastuntersuchung Aufschluss über Hämorrhoiden, Fissuren, Abszesse und Fisteln im Analbereich.
Ist die Untersuchung schmerzhaft?
Viele Männer fürchten sich davor, die Prostata auf diese Weise untersuchen zu lassen, weil sie die Vorstellung unangenehm oder gar peinlich empfinden. Schmerzhaft ist eine digital-rektale Untersuchung in der Regel nicht – es sei denn, es bestehen Verletzungen im Analbereich oder Entzündungen der Vorsteherdrüse. In diesem Fall wird der Arzt aber besonders behutsam vorgehen.
Wie läuft eine digital-rektale Untersuchung ab?
Das Wort „digital“ im Namen der Untersuchungsmethode hat ausnahmsweise nichts mit einer Computeranalyse zu tun. Es leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Finger (digitus) ab. Bei der digital-rektalen Untersuchung handelt es sich demnach um eine Tastuntersuchung mit dem Finger über den After.
Besteht Verdacht auf eine Erkrankung in den harnbildenden oder harnableitenden Organen (Niere, Harnblase, Harnleiter, Harnröhre) oder der Prostata, wird der Urologe besonders vorsichtig vorgehen, um die Unannehmlichkeiten möglichst gering zu halten. Die Untersuchung dauert im Regelfall nicht lange und kann in drei verschiedenen Positionen durchgeführt werden:
- Meistens liegt der Patient auf einer Liege, zur linken Seite gedreht, die Beine angewinkelt und an den Körper gezogen.
- Die DRU lässt sich aber auch in Knie-Ellenbogen-Lage oder
- auf einem gynäkologischen Stuhl durchführen.
Der Arzt trägt Gummihandschuhe und führt unter Verwendung eines Gleitmittels einen Finger behutsam durch den After in den Enddarm ein. Unter vorsichtigem Drehen seines Fingers kann er nun die Schleimhaut des Mastdarms und die zwischen Darm und Blase liegende Prostata ertasten. Sofern sie erreichbar ist, untersucht der Arzt im gleichen Schritt auch die Bläschendrüse (paarige Drüse, die zum Großteil für die Produktion der Samenflüssigkeit verantwortlich ist), die der Vorsteherdrüse anliegt.
Tipp:
Eine digital-rektale Untersuchung verursacht umso weniger Unbehagen, je entspannter Mann ist. Es hat sich als hilfreich erwiesen, kurz zuvor den Schließmuskel des Afters zu lockern. Das erreichen Sie, indem Sie den Schließmuskel mehrmals hintereinander kräftig zusammenziehen – als wollten Sie den Stuhlgang unterdrücken – und wieder lösen.
Was lässt sich beim Tasten der Prostata erkennen?
Durch die Untersuchung stellt der Arzt unter anderem fest, wie groß die Prostata ist und welche Form und Konsistenz sie hat. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie sich mit zunehmendem Alter vergrößert. Meist handelt es sich dabei um eine gutartige Prostatavergrößerung, die nichtsdestotrotz oft Probleme, insbesondere beim Wasserlassen, verursacht. Ein Druckschmerz dagegen kann ein Hinweis auf eine Prostatitis, eine Entzündung der Vorsteherdrüse, sein. Im Rahmen der Früherkennung eines Prostatakarzinoms (Prostatakrebs) achtet der Arzt vor allem auf Verhärtungen und Unregelmäßigkeiten.
Die digital-rektale Untersuchung gilt als einfach und effizient. Sie wird oft als Erstes eingesetzt, damit sich der Urologe ein Bild von Art und Ausmaß der Beschwerden machen kann. Als Vorsorgeuntersuchung kommt ihr eine zentrale Bedeutung zu, da sich viele Prostataerkrankungen – zum Beispiel Prostatakrebs – durch fühlbare Gewebeveränderungen manifestieren. Für eine endgültige Beurteilung sind jedoch meistens weitere Diagnosemethoden wie zum Beispiel ein PSA-Test zur Ermittlung des PSA-Wertes (Prostataspezifisches Antigen) heranzuziehen.
Tastuntersuchung im Rahmen der Krebsvorsorge
Prostatakrebs gehört zu den häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen bei Männern. Frühzeitig erkannt, sind die Behandlungsaussichten durchaus positiv. Im Anfangsstadium verursacht der Prostatakrebs jedoch bis auf eventuell tastbare Gewebeveränderungen keine Symptome. Deshalb spielt die digital-rektale Untersuchung bei der Früherkennung von Prostatakrebs eine wichtige Rolle. Sie gewährt zwar nur Zugang zu dem Teil der Prostata, der dem Enddarm zugewandt ist, da sich aber die meisten Tumore in dieser sogenannten peripheren Zone entwickeln, ist die Aussagekraft dennoch relevant.
Für eine umfassende Früherkennung wird der Arzt jedoch nicht nur die Prostata untersuchen, sondern auch die äußeren Genitalien und die Lymphknoten in der Leistengegend, um hier mögliche Entzündungen oder Erkrankungen zu erkennen. Stellt der Urologe Unregelmäßigkeiten fest, veranlasst er weitere Untersuchungen zur Diagnose. Die folgenden können in diesem Fall zum Einsatz kommen:
- PSA-Test
- Gewebeentnahme (Biopsie)
- Ultraschalluntersuchungen
- Magnetresonanztomografie (MRT)
- Magnetresonanzspektroskopie (MRS)
Bestätigt sich der Verdacht einer bösartigen Veränderung der Prostata, entscheidet der Arzt, welche Form der Behandlung, beispielsweise Strahlen-, Chemo- oder Hormonersatztherapie, sich anbietet. Oftmals erfolgt auch die Kombination verschiedener Methoden.