Was bedeutet die Farbe des Urins?


Auch wenn wir unserem Urin meist wenig Beachtung schenken, lohnt es sich nach dem Gang auf die Toilette in der Regel immer einen Blick in die Schüssel zu werfen. Schließlich gibt das Aussehen unseres Urins viele wichtige Informationen über die eigene Gesundheit preis, die sonst möglicherweise unbemerkt bleiben. Doch welche farblichen Veränderungen des Urins gibt es und was bedeuten sie?

Farblos

Grafik eines farblosen Urin

Allgemein gilt, je heller die Farbe des Urins, desto verdünnter ist der Harn. Bei einem farblosen, wasserartigen Urin besteht in der Regel also eine deutlich erhöhte Flüssigkeitsaufnahme, die zunächst harmlos ist. Jedoch kann ständiger Durst und der damit verbundene Drang viel zu trinken, auch ein Hinweis auf eine Erkrankung wie Diabetes mellitus oder Diabetes insipidus sein

Hell- bis dunkelgelb

Grafik eines hell- bis dunkelgelben Urin

Dieser Farbbereich ist normal. Solange der Harnstoff leicht gelb und transparent ist, liegen keine Krankheiten vor. Allerdings: Je dunkler das Gelb ist, desto eher benötigt der Körper Flüssigkeit. Tritt also eher dunkelgelber Harn aus, sollten Sie bald Flüssigkeit zu sich nehmen. Bei einer besonders intensiven (neon-) gelben Farbe, kann beispielsweise die Einnahme von hochdosiertem Vitamin B2 dahinterstecken. Diese Färbung ist jedoch ungefährlich und vergeht von selbst wieder.

Orange bis hellbraun

Grafik eines orangen bis hellbraunen Urin

Hat der Harn eine honig- oder bierähnliche Farbgebung, ist das ein eindeutiges Anzeichen für eine zu geringe Trinkmenge beziehungsweise Dehydrierung. Sie sollten umgehend Flüssigkeit zu sich nehmen. Zusätzlich können hier auch Erkrankungen der Leber und Gallenwege verantwortlich sein, die mitunter eine erhöhte Ausscheidung des Gallenfarbstoffs Bilirubin verursachen. Dieser färbt den Urin entsprechend ein. Darüber hinaus kann hier auch die Einnahme spezieller Antibiotika Ursache sein. Bleibt diese Färbung trotz Flüssigkeitszufuhr bestehen, suchen Sie einen Arzt auf.

Dunkelbraun bis schwarz

Grafik eines dunkelbraunen bis schwarzen Urins

Vor allem bei den Wirkstoffen L-Dopa und Alpha-Methyldopa, die zum Beispiel in Präparaten gegen Parkinson oder Bluthochdruck enthalten sind, ist eine starke, dunkle Färbung des Urins möglich. Stoffwechselerkrankungen wie Alkaptonurie oder bestimmte Formen von Hautkrebs (zum Beispiel das maligne Melanom) sind oftmals ebenso Auslöser von sehr dunklem bis schwarzem Harn. Aufgrund der möglichen Ursachen sollte in jedem Fall dringend ein Arzt konsultiert werden.

Rosa bis rot

Grafik eines rosa bis roten Urins

Bei einer leicht rötlichen Farbe sind als mögliche Verursacher Lebensmittel wie Brombeeren oder rote Beete zu nennen. Dies ist unbedenklich. Auch Muskelschädigungen, etwa nach einem Unfall oder bei extremem Leistungssport, führen zur Ausschüttung des Muskelproteins Myoglobin, was den Urin rot färbt. Darüber hinaus kann Blut im Urin vorhanden sein, was möglicherweise ein Hinweis auf schwerwiegende Nierenerkrankungen, Tumore oder Infektionen ist. Haben Sie keine rot färbenden Lebensmittel gegessen, sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen.

Blau oder grün

Grafik eines lehmfarbenen Stuhlgangs

Hierbei handelt es sich um sehr seltene Harn-Färbungen, die entweder durch die Wirkung von Arzneimitteln, bestimmten Multivitaminpräparaten, Infektionen oder genetischen Erkrankungen herbeigeführt werden. Auch hier ist ein Besuch beim Arzt zu empfehlen.

Fernab von der Farbe, lassen sich auch Aussagen auf Basis der Konsistenz des Urins treffen. Bei gesunden Menschen ist der Urin klar. Erscheint er hingegen trüb oder sind Flocken erkennbar, handelt es sich um Hinweise auf eine mögliche Infektion oder Erkrankung der Harnwege. In erster Linie sind es dabei Bakterien, rote oder weiße Blutkörperchen und Pilzerreger, die eine solche Trübung oder Flocken im Harn bedingen können.

Es ist ebenso möglich, dass der Urin schäumt. Dieses Phänomen tritt auf, wenn sich Eiweiß im Urin befindet. In vielen Fällen müssen sich Betroffene jedoch keinerlei Gedanken machen, denn insbesondere bei jüngeren Menschen sind Einflüsse wie körperliche Belastung, Stress oder Fieber als Ursache möglich. Da derartige Symptome allerdings auch auf eine Nierenerkrankung hinweisen können, bei der die Nieren ihre Filterungsfunktion für Proteine verlieren, ist es in jedem Fall empfehlenswert, mit einem Arzt zu sprechen.

Der Urin und sein Geruch


Im Normallfall ist frischer Urin nahezu geruchlos. Erst nach einiger Zeit und aufgrund der Zersetzung durch Bakterien, entsteht sein typischer Geruch. Ist eine vorrübergehende, schwefelartige Geruchsveränderung festzustellen, hat dies für gewöhnlich harmlose Ursachen. Vorrangig liegt das am Verzehr von Lebensmitteln wie Zwiebeln, Knoblauch oder Spargel. Erst wenn der Urin dauerhaft streng riecht, ist es möglich, dass eine Krankheit vorliegt, die vom Arzt abgeklärt werden sollte. Folgende Gerüche des Urins sind dabei möglich:

  • Süßlich: Befinden sich Ketone (Abbauprodukte des Fettstoffwechsels) im Urin, kann ein fruchtig-süßlicher bis saurer Geruch entstehen, der mitunter an Nagellack erinnert. Mögliche Ursachen sind hier vorherrschende Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Fieber, eine übermäßige körperliche Anstrengung, schwere Verletzungen oder eine lange Zeit ohne Nahrung (zum Beispiel vor Blutentnahmen oder Operationen).
  • Ammoniak-ähnlich: Liegt eine Harnwegsinfektion mit Bakterien oder ein Mangel an Vitamin D vor, kann der Urin so ähnlich wie Ammoniak riechen.
  • Faulig: Beispielsweise bei Tumoren oder anderen gewebezerstörenden Prozessen im Körper (etwa Infektionen), kommt es nicht selten zu einem Geruch wie bei faulen Eiern. Ist dieser Geruch dauerhaft vorhanden, sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden.
  • Alkoholisch: Ein solcher Geruch entsteht in aller Regel bei Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit, die einen Teil des Alkohols wieder über den Harn ausscheiden.
  • Fischig: In seltenen Fällen liegt bei einem Fischgeruch des Harns die sogenannte Trimethylaminurie vor. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Leber ein Enzym nicht herstellen kann, dass die stark nach Fisch riechende Substanz Trimethylamin abbaut. Es gelangt daher über den Urin aus dem Körper. Beim weiblichen Geschlecht kann der Grund für einen solchen Geruch oftmals auch eine Infektion im Genitalbereich sein.

Sofern keine offensichtlichen Gründe wie beispielsweise Lebensmittel dahinterstecken, ist eine Untersuchung beim Arzt dringend zu empfehlen. Dieser hat unter anderem die Möglichkeit, mittels einer Urinprobe die Zusammensetzung des Harns (etwa Blut, Eiweiß, Blutzucker oder Bakterien) genau zu ermitteln, wodurch potenzielle Ursachen schnell offenbart werden. Auch Urin, der auf ein sogenanntes Nährmedium in einer Petrischale (zur Kultivierung von Mikroorganismen) gestrichen wird, kann Aufschluss über vorhandene Bakterienkulturen geben. Auf dieser Basis kann der Arzt eine entsprechend geeignete Behandlung starten.

Weitere Informationen:

Jan Zimmermann Egal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus. Jan Zimmermann Medizinredakteur und Medienwissenschaftler kanyo® mehr erfahren