Was ist ein Blasenstein?

Ein festes, kristallines Gebilde in der Blase, das aus steinbildenden Salzen besteht, die natürlicherweise im Urin vorkommen.

Warum entsteht er?

In der Regel aufgrund von Blasenentleerungsstörungen, aber auch Infekte oder Fremdkörper können Auslöser sein.

Welche Symptome treten auf?

Häufig verursachen sie keine Beschwerden. In einigen Fällen kann es jedoch zu Schmerzen beim Wasserlassen, Unterbauchkrämpfen oder Blut im Urin kommen.

Welche Behandlung ist möglich?

Kleine Steine werden einfach mit dem Urin aus dem Körper gespült. Bei größeren erfolgt eine Zertrümmerung mit Schallwellen, die Entfernung während einer Blasenspiegelung (Zystoskopie) oder eine Operation.

Wie groß kann ein Stein werden?

Ein Blasenstein kann die Größe einer Kinderfaust erreichen, in seltenen Fällen sogar noch mehr.1

Die Blase und ihre Funktion


Bevor wir uns die Entstehung der Blasensteine und die dazugehörigen Symptome anschauen, lohnt sich zum besseren Verständnis ein Blick auf den Entstehungsort: Die Blase ist ein Hohlorgan, das im unteren Teil der Bauchhöhle beziehungsweise im Becken liegt und zum Harntrakt gehört. Am oberen Teil ist sie durch den Harnleiter mit den beiden Nieren verbunden, welche den Urin bilden und ihn über diesen Transportweg in die Blase befördern. Im unteren Bereich der Harnblase befindet sich die Harnröhre, über die der Urin abgeleitet wird. Es kommt zur Entleerung der Blase. Sie dient somit als Zwischenspeicher für den Harn.

Wer schon mal dringend auf die Toilette musste, weiß: Die Blase kann überraschend viel Flüssigkeit speichern. Der Grund: Das Organ ist dehnbar. In der Regel fasst sie 300 bis 500 Milliliter Flüssigkeit.2 Ist sie etwa halb gefüllt, macht sie sich bemerkbar. Wie das funktioniert? In der Blasenwand liegen Dehnungsrezeptoren, die den Füllstand an das Gehirn melden. Der Harndrang wird stärker, je voller die Blase wird. Eine zweiteilige Schließmuskulatur, die am unteren Ende der Harnblase liegt, sorgt zusammen mit der Beckenbodenmuskulatur dafür, dass der Harn nicht unkontrolliert herausläuft.

Die Frage nach dem „Warum“ – Ursachen von Blasensteinen


Zu Blasensteinen kommt es vor allem dann, wenn der Urin aufgrund einer Blasenentleerungsstörung nicht mehr richtig abfließen kann — also Restharn in der Blase verbleibt. In diesem Fall steigt die Konzentration der steinbildenden Salze im Urin und Blasengrieß (kleine Kristalle) entsteht. Mit der Zeit lagern sich immer mehr Schichten an, so lange, bis sich ein richtiger Blasenstein entwickelt hat.

Verschiedene Arten von Harnsteinen

Abhängig von der Art des kristallbildenden Salzes, werden im Harntrakt folgende Steine unterschieden:

  • Kalziumoxalatsteine (etwa 70 Prozent aller Harnsteine)3
  • „Struvit-Steine“ aus Magnesium-Ammonium-Phosphat (circa 10 Prozent)
  • Harnsäuresteine (rund 5 bis 10 Prozent)
  • Kalziumphosphatsteine (unter 5 Prozent)
  • Zystinsteine (unter 5 Prozent)
  • Xanthinsteine (unter 5 Prozent)4

Die Steine zeigen sich gelblich, braunrot, dunkelbraun, grau oder schwarz. Auch ihre Oberflächenbeschaffenheit variiert: Möglich sind glatte, feinkörnige, stachlige oder raue Konkremente.

Gründe, die zu solchen Blasenentleerungsstörungen und damit zu Blasensteinen führen können, sind unter anderem:

  • Harnröhrenverengungen (beispielsweise durch Verletzungen oder Erkrankungen)
  • Divertikel (Ausstülpungen der Blasenwand)
  • neurologische Erkrankungen (zum Beispiel Multiple Sklerose)
  • gutartige Prostatavergrößerung

Doch auch Fremdkörper in der Blase — wie beispielsweise ein Dauerkatheter oder Operationsnähte — begünstigen die Bildung von Blasensteinen. Bakterien haften daran besonders gut und werden zu sogenannten Kristallisationskeimen (Partikel, die eine Kristallisation erleichtern).

Eine weitere Ursache für Konkremente sind wiederkehrende Harnwegsinfekte (zum Beispiel eine Blasenentzündung). Die für den Infekt verantwortlichen Keime verändern durch ihren Stoffwechsel das chemische Milieu im Harn — Steine bilden sich leichter.

Übrigens:

Sind die Steine in der Blase selbst entstanden, werden sie als primäre Blasensteine bezeichnet. Im Gegensatz dazu können sie sich auch in der Niere oder den Harnleitern bilden und dann hinab in die Blase wandern. In diesem Fall werden sie sekundäre Blasensteine genannt.

Es bestehen zudem ein paar allgemeine Risikofaktoren, die eine Bildung von Harnsteinen begünstigen, da sie zu einer vermehrten Anreicherung von steinbildenden Substanzen im Harn führen. Dazu gehören:

  • zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • einseitige Diäten mit viel Fleisch- und/oder Milchprodukten
  • oxalsäurehaltige Lebensmittel wie Kaffee, Kakao und Nüsse
  • Osteoporose mit vermehrter Kalziumfreisetzung aus den Knochen
  • erhöhte Zufuhr von Vitamin D3 oder Magnesium

Wissenschaftler vermuten zudem, dass eine genetische Komponente vorliegen könnte. Bewiesen wurde diese Annahme allerdings noch nicht.

Blasensteine: Diese Symptome treten auf


Blasensteine müssen nicht zwangsweise mit auffälligen Symptomen einhergehen. Es kommt vielmehr auf die Größe der Steine an. Und diese variiert: Während viele Männer Blasengrieß – also kleinere, stecknadelkopfgroße Zusammensetzungen – meistens nicht bemerken, kann ein Blasenstein in der Größe einer Mandarine starke Beschwerden verursachen, so zum Beispiel folgende Symptome:

  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • ständiger Harndrang mit nur geringem Urinabsatz
  • unterbrochener Harnfluss
  • Fremdkörpergefühl
  • Blut im Urin
  • Krämpfe im Unterbauch (teilweise bis in die Penisspitze)

Der Grund, warum Blasengrieß in der Regel unbemerkt bleibt, liegt darin, dass er häufig mit dem Urin hinausgespült wird. Aber: Wenn Sie bemerken, dass der Wasserstrahl beim Urinieren kurzzeitig unterbricht, könnte das ein Anzeichen für Blasengrieß sein. Er liegt normalerweise in der Blase und bewegt sich nur gelegentlich, kann aber dabei kurzzeitig den Blasenausgang versperren.

Wichtig!

Wenn Sie eines der Symptome für Blasensteine bemerken, zögern Sie nicht, einen Urologen aufzusuchen. Denn wenn die Konkremente nicht beseitigt werden, kommt es im schlimmsten Fall zu einem totalen Verschluss der Harnröhre — dem sogenannten Harnverhalt — bei dem sich der Urin bis in die Nieren zurückstauen und diese schädigen kann.

Diagnose und Behandlung von Blasensteinen


Der Urologe kann nach einer ausführlichen Anamnese (Patientenbefragung) sowie einer körperlichen Untersuchung feststellen, ob Ihre Symptome tatsächlich auf Blasensteine hindeuten. Bei begründetem Verdacht folgt in der Regel ein Urintest, bei welchem der Harn im Labor auf Kristalle, Blut und Bakterien hin untersucht wird. Auch ein Bluttest ist sinnvoll, zur Erkennung von Nierenfunktionsstörungen, Entzündungen sowie erhöhten Harnsäurewerte.

Im nächsten Schritt leitet der Mediziner dann, je nach Verdacht, Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie (CT) ein, um die Steine sichtbar zu machen. Auch eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) ist möglich. Dabei wird ein stabförmiges Instrument mit Kamera über die Harnröhre in die Blase eingeführt. Der Spezialist erkennt so, wo möglicherweise Steine liegen und entfernt diese direkt. Außerdem kann der Arzt mittels der Zystoskopie Entzündungen, Divertikel oder Tumore entdecken.

Steht die Diagnose „Blasenstein“ fest, gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung. Blasengrieß und kleine Blasensteine (bis etwa 4 Millimeter) werden in der Regel mit dem Urin hinausgespült.2 Bei größeren Exemplaren, oder solchen, die starke Beschwerden auslösen, muss der Fachmann ran. Dieser hat folgende Möglichkeiten zur Therapie:

  • Medikamente: Für gewöhnlich kommen hier Schmerzmittel zum Einsatz, um dem Patienten die Ausscheidung der Steine zu erleichtern (sofern Schmerzen bestehen). Zudem kann der Arzt sogenannte Alpha-Rezeptorblocker verschreiben. Diese haben eine muskelentspannende Wirkung auf die Blase und unterstützen so die Ausscheidung der Steine über das Wasserlassen. Liegt ein bakterieller Harnwegsinfekt vor, kann auch eine Behandlung mit Antibiotika Sinn machen.
  • Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie: Hierbei zertrümmert der Mediziner die Blasensteine mit Hilfe von Schallwellen. Die Quelle der Schallwellen befindet sich dabei außerhalb des Körpers (extrakorporal) und wird per Ultraschall- oder Röntgenkontrolle auf den Stein fokussiert. Die Bruchstücke scheidet der Patient danach über den Urin aus.
  • Operation: Chirurgische Eingriffe sind nur noch selten. Sie erfolgen beispielsweise dann, wenn das Konkrement den Blaseneingang blockiert und eine Blasenspiegelung so unmöglich macht — oder, wenn die Anzahl an Steinen sehr groß ist.

Zeitgleich zur angeordneten Therapie sollte natürlich auch die Ursache der Blasensteine (also beispielsweise die Prostatavergrößerung) untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Ein Krankenhausaufenthalt ist im Übrigen nur im Falle einer Operation notwendig. Seine Dauer richtet sich danach, wie der Eingriff verlaufen ist und wie schnell sich der Patient erholt.

So beugen Sie vor:

Wenn Sie zur Bildung von Blasensteinen neigen, sollten Sie vorsorglich viel trinken. Experten raten, zweieinhalb bis drei Liter Wasser oder ungesüßten Tee täglich5 zu sich zu nehmen. Dadurch vermeiden Sie eine hohe Konzentration von Salzen und spülen Blasengrieß hinaus, bevor er sich vergrößert und Probleme bereitet. Vermeiden Sie zudem den übermäßigen Verzehr von Lebensmitteln, die viel Oxalsäure (zum Beispiel Spinat, rote Bete) oder Kalzium (in Milch, Käse) enthalten.

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Jana Welsner Zellfunktionen, Organsysteme und Krankheitsbilder – schon lange bevor Jana Welsner ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte, zog die Funktionsweise des menschlichen Körpers sie in ihren Bann. Nach einer Ausbildung zur Sanitätshelferin und dem Studium des vorklinischen Abschnitts der Humanmedizin entschloss sie sich, Interesse und Leidenschaft zu kombinieren. Seit 2017 arbeitet sie nun bei kanyo® und beschäftigt sich dabei täglich mit dem weiten und spannenden Feld der Gesundheitslehre und Heilkunde. Jana Welsner Medizinredakteurin und Lebensmitteltechnologin kanyo® mehr erfahren
Monika Hortig Die ersten Artikel schrieb Monika Hortig in ihrem Kinderzimmer und speicherte sie noch auf Diskette. Dass sie eines Tages Redakteurin werden möchte, wusste sie schon sehr lange. Deswegen zog es sie nach ihrem Studium in die Münchener Verlagswelt. Nach diversen Praktika in Online-Redaktionen absolvierte sie ihr Volontariat bei verschiedenen Lifestyle-Magazinen – unter anderem mit Schwerpunkt Sport und Ernährung. Das steigende Interesse für medizinische Themen führte sie letztendlich zu kanyo®. Als Medizinredakteurin konnte sie hier bis 2021 ihre beiden Vorlieben – Online-Journalismus und Gesundheit – vereinen. Monika Hortig Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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