Blasenpunktion – das Wichtigste in Kürze

Was ist eine Blasenpunktion?
Die Blase wird über die Bauchdecke punktiert, um einen sogenannten suprapubischen Katheter direkt in die Harnblase zu legen. Dieser leitet den Urin künstlich ab.

Wann benötigt man eine Blasenpunktion?
Dieser Eingriff wird gemacht, wenn der Patient beispielsweise längerfristig einen Katheter benötigt, er unter akutem Harnverhalt leidet (als Entlastung), oder eine sterile Urinprobe zur labordiagnostischen Untersuchung notwendig ist.

Tut das weh?
In der Fachliteratur wird der Eingriff im Vergleich zu einer Venenpunktion als weniger schmerzhaft beschrieben.1

Dürfen auch Krankenschwestern einen suprapubischen Katheter setzen?
Nein, dies ist Ärzten vorbehalten. Das Pflegepersonal assistiert dabei.

Gibt es Voraussetzungen, die vor dem Eingriff erfüllt sein müssen?
Ja, die Blase muss mit mehr als 200 Milliliter gut gefüllt sein, um eine Bauchfell- oder Darmverletzung zu vermeiden.2

Welche Risiken gibt es?
Komplikationen wie Blutungen in die Harnblase lassen sich bei einer suprapubischen Blasenpunktion nicht gänzlich ausschließen. In seltenen Fällen sind Verletzungen des Darmes oder von Gefäßen im Bauchraum möglich, als deren Folge sich unter Umständen eine Bauchfellentzündung entwickelt. Auch der Punktionskanal kann sich entzünden.

Diagnostisch und therapeutisch: In diesen Fällen ist die Blasenpunktion notwendig


  • Entnahme einer sterilen Urinprobe für bakteriologische Untersuchungen; beispielsweise dann, wenn es aufgrund einer Vorhautverengung Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Mittelstrahlurin gibt
  • zur Entlastung bei akutem Harnverhalt
  • uneindeutiger, mikrobiologischer Befund (nicht klassifizierbar oder häufig wechselnd)
  • Ableitung von Urin über einen Zeitraum von mehr als fünf Tagen erforderlich1 (beispielsweise, wenn der Patient im Koma liegt)
  • transurethraler Blasenkatheter (durch die Harnröhre) kann nicht gelegt werden, da zum Beispiel die Harnröhre des Patienten verengt oder verletzt ist

Uringewinnung – ein Exkurs

Keime im Urin
Werden Keime in einer Urinprobe nachgewiesen, die bei einer Blasenpunktion gewonnen wurde, ist dies immer als krankhaft (pathologisch) zu werten. Hat der Patient die Urinprobe hingegen über den „herkömmlichen“ Weg abgegeben, müssen mehr als 100.000 (105) Keime enthalten sein, um als pathologisch zu gelten.3

Mittelstrahlurin-Probe: Korrekte Technik
Nachdem Sie den ersten Strahl des Urins in die Toilette laufen lassen, fangen Sie die folgenden 5 bis 10 Milliliter im Urinbecher auf.4 Der Harnstrahl sollte dabei ohne Unterbrechung weiterlaufen.

Ablauf der suprapubischen Blasenpunktion


Während des chirurgischen Eingriffs, der ein paar Minuten dauert, liegt der Patient auf dem Rücken und in leichter Kopftieflage. Der Arzt prüft, wo genau sich die Blase befindet sowie das Blasenfüllvolumen mittels Abtasten oder Ultraschall. Nachdem die Bauchdecke gründlich desinfiziert und ein Lokalanänästhetikum injiziert wurde, sticht der behandelnde Arzt eine etwa 12 Zentimeter lange Nadel ein.5 Und zwar

  • in der Körpermittellinie,
  • 1 bis 2 Zentimeter oberhalb der Symphyse (Schambeinfuge) und
  • senkrecht zur Bauchdecke.5

Anschließend entfernt der Arzt die Nadel wieder und setzt mit einem Skalpell einen kleinen Schnitt in die Haut (Hautinzision). Dann führt er eine dicke Hohlnadel — den sogenannten Trokar (chirurgisches Instrument) — mit dem durchsichtigen Katheter im Inneren, über die Bauchwand in die Blase ein. Gegebenenfalls wurde vorher noch eine Gleitflüssigkeit an der Innenseite des Trokars aufgetragen, um sicherzustellen, dass der Katheter in der Trokarrinne gut bewegt werden kann. Ist die Blase erreicht, zieht der Facharzt den Trokar zurück. Anschließend fixiert er den Katheter beispielsweise durch eine Naht oder einen Klebeverband. Zum Schluss wird die Punktionsstelle mit einer sterilen Wundabdeckung versorgt und ein Urinbeutel zur Ableitung des Harns am Bett oder Bein des Patienten angebracht. Bei einer medizinisch bedingten längerfristigen Harnableitung über den Katheter, findet der erste Wechsel nach vier bis sechs Wochen statt. Nach diesem Zeitraum wird der zeitliche Abstand individuell angepasst.6

Noch ein Hinweis: Der Urinbeutel muss sich immer unterhalb der Blase befinden. So wird verhindert, dass Urin in die Blase zurückläuft.

Kann die Blase eigentlich platzen?
Selbst wenn die Blase vollgelaufen ist – bei Männern beträgt die Blasenkapazität übrigens 550 bis 750 Milliliter7 – platzt sie nicht. Der Druck entleert sich über die Harnröhre und der Betroffene nässt sich ein. Trotzdem ist ein akuter Harnverhalt beispielsweise ein urologischer Notfall, denn: Durch den angestauten Urin können auch Nierenschäden auftreten.

Vorteile und Nachteile des suprapubischen Blasenkatheters


Wie bei jedem medizinischen Eingriff müssen die behandelnden Ärzte Vor- und Nachteile genau abwägen sowie die individuelle Situation, in der sich der Patient befindet, mit in die Entscheidung einbeziehen.

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Vorteile wie Nachteile sind beispielsweise
  • Vermeidung von Verletzungen oder Infektionen der Harnröhre durch Umgehung dieser
  • keine Reizung der Harnröhrenschleimhaut
  • Geschlechtsverkehr weiterhin möglich
  • Blasenspülung durchführbar (falls beispielsweise Blutgerinnsel in der Blase entfernt werden müssen)
  • spontane Blasenentleerung und Bestimmung des Restharns möglich
  • operativer Eingriff
  • Komplikationen (auch schwerwiegende) nicht gänzlich auszuschließen
  • Kontraindikationen vorhanden


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Mehr zu möglichen Komplikationen

Kontraindikationen


Es gibt Umstände, in denen das Legen eines suprapubischen Blasenkatheters nicht so ohne Weiteres möglich sind. Mediziner unterscheiden dabei zwischen Kontraindikationen, die

  • absolut (Methode darf nicht angewendet werden) oder
  • relativ sind.

Letzteres bedeutet, der erwartete Nutzen der Maßnahme muss größer sein als die Risiken, die der Eingriff möglicherweise mit sich bringt.

Beispiele für absolute Kontraindikationen sind Harnblasenkrebs, Hautinfektionen am Ort der Punktion sowie eine unzureichend gefüllte Harnblase (weniger als 200 Milliliter1).

Zu den relativen Kontraindikationen gehören Narben im Unterbauch, eine Schwangerschaft, Fettleibigkeit (Adipositas) sowie eine vorliegende Gerinnungsstörung.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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