Wichtige Fragen & Antworten zur Chemotherapie bei Prostatakrebs:
Die behandelnden Ärzte informieren beispielsweise dann über eine Chemotherapie, wenn der Tumor so weit fortgeschritten ist, dass er in anderen Körperregionen bereits Metastasen (Tumorabsiedlungen) gebildet hat. Entweder wird die Chemotherapie mit einer Hormonentzugstherapie kombiniert oder sie beginnt erst, wenn die hormonelle Behandlung nicht mehr wirkt.1
In mehreren Einheiten gelangen per Infusion Medikamente in den Körper, die Zellwachstum und -teilung blockieren oder verzögern. Der Blutkreislauf verteilt die sogenannten Zytostatika im gesamten Körper.
Leider lässt sich dadurch der Krebs nicht endgültig besiegen. Behandlungsziel ist es, den Tumor in seinem Fortschreiten zu hemmen. Zudem können mit der Chemotherapie Auswirkungen der Krebserkrankung (wie durch Metastasen verursachte Schmerzen) wirksam behandelt, die Lebensqualität verbessert und Lebenserwartung erhöht werden.2,3
Eine onkologische Praxis oder Klinik ist hier der richtige Ansprechpartner.
In der Regel ist die Chemotherapie ambulant möglich. Betroffene müssen nur für die Infusionen ins Krankenhaus oder in die Praxis ihres Onkologens und können danach wieder nach Hause. In einigen Fällen ist es jedoch notwendig, die Chemotherapie stationär durchzuführen. Beispielsweise dann, wenn sie aufgrund der gewählten Medikamenten-Kombination sehr intensiv ist und schwere Nebenwirkungen zu erwarten sind.
Je nach Therapie benötigt das Durchtropfen der Infusion mit zelltötenden Medikamenten (Zytostatika) eine bis mehrere Stunden. Meist läuft die Chemotherapie in 4 bis 6 Einzeltherapien (Zyklen) ab, die etwa 3 Wochen dauern.1,4
Die Chemotherapie: Ein individuell abgestimmtes Konzept
Bevor bei fortgeschrittenem Prostatakrebs entschieden wird, ob eine Chemotherapie infrage kommt oder nicht, findet die Anamnese statt, ein ausführliches Arztgespräch. In diesem werden Für und Wider der Behandlung sorgfältig gegeneinander abgewogen.
Gut zu wissen:
Eine Chemotherapie gehört grundsätzlich nicht zu den empfohlenen Therapieoptionen, wenn sich der Tumor lokal auf die Prostata beschränkt. Hier können die Möglichkeiten anderer Therapiebausteine ausgeschöpft werden, wie eine Prostata-Operation oder Bestrahlung.
Prinzipiell kommt die Chemotherapie bei Prostatakrebs-Patienten infrage, bei denen der Krebs bereits Metastasen im Körper gebildet hat. Bei Patienten mit gutem Allgemeinzustand wird empfohlen, Hormontherapie und Chemotherapie zu kombinieren. Dazu erhalten sie beispielsweise entweder ein Zytostatikum aus der Gruppe der Taxane (zeitlich begrenzt) oder das Medikament Abirateron (Dauerbehandlung). Die Kombibehandlung gilt als wirksamer, wobei jedoch mit mehr Nebenwirkungen zu rechnen ist.3
In bestimmten Fällen – beispielsweise bei eingeschränktem gesundheitlichem Zustand – wird mit der alleinigen Hormontherapie begonnen. Diese verfolgt das Ziel, das Wachstum der Prostatakrebszellen zu verlangsamen, indem die Testosteronproduktion oder -wirkung unterdrückt wird, denn: Das männliche Sexualhormon Testosteron ist dafür verantwortlich, dass Prostatazellen – und eben auch die Prostatakrebszellen – schneller wachsen und sich vermehren.
Es gibt jedoch Fälle, in denen die Krebszellen so unempfindlich sind, dass sie es schaffen, sich sogar ohne Testosteron zu vermehren. Das ist im Durchschnitt etwa zwei Jahre nachdem mit der Hormonbehandlung begonnen wurde der Fall.5 Mediziner sprechen dann vom sogenannten kastrationsresistenten Krebs. Für dessen Therapie gibt es wiederum verschiedene Ansätze und Präparate, unter anderem wird optional die Chemotherapie mit dem Medikament aus der Gruppe der Taxane angeboten.
Fazit:
Bei der Abwägung, welche Behandlung die beste ist, beziehen Mediziner viele Faktoren mit ein, etwa die Symptome, Nebenwirkungen der Therapieoptionen, den Wunsch des Patienten, seinen Allgemeinzustand sowie die Lokalisation der Metastasen.
Ablauf der Chemotherapie
Fällt nach umfassender Aufklärung des Patienten über Chancen und Risiken der Behandlung die Entscheidung auf die Chemotherapie, bekommt der Erkrankte in sogenannten Zyklen per Infusion Zytostatika verabreicht, die im gesamten Körper wirken. Die Aufgabe dieser Medikamente ist es, die Krebszellen an der Vermehrung zu hindern. Zwischen den Infusionen, die im Abstand von einigen Wochen erfolgen, liegen Phasen, in denen sich der Körper regenerieren soll.1
Diese Nebenwirkungen können bei der Therapie auftreten
Die Chemotherapie wirkt nicht nur auf den Vermehrungszyklus der Krebszellen ein, auch sich schnell teilende gesunde Zellen, wie die Schleimhautzellen des Verdauungstraktes, werden angegriffen. Die Nebenwirkungen sind daher nicht unerheblich. Es lässt sich im Vorfeld nicht voraussagen, welche Beschwerden auftreten. Das hängt unter anderem von der Wahl des Zytostatikums ab, von seiner Dosierung und davon, wie lange die Behandlung insgesamt andauert. Auch der körperliche Gesundheitszustand spielt hier eine Rolle. Ebenso unterschiedlich ist der Zeitrahmen, in dem es zu Nebenwirkungen kommt. Manche zeigen sich bereits Stunden oder Tage nach Therapiebeginn, andere nach Jahren.6
Einige Nebenwirkungen im Überblick:
Haarausfall
Infolge der Therapie fallen bei etwa 10 von 100 Patienten vorübergehend die Haare aus, nicht nur die Kopfhaare, sondern auch Augenbrauen, Wimpern, Achsel- und Schambehaarung.1 In der Regel setzt der Haarverlust 1 bis 4 Wochen nach Beginn der Therapie ein.7 Im Gegensatz zu an Krebs erkrankten Frauen übernehmen gesetzliche Krankenkassen bei Männern keine Kosten für Perücken. Es besteht aber die Hoffnung, dass sich die Krankenkasse kulant zeigt, zum Beispiel bei einer stark vernarbten Kopfhaut.8 Halten Sie hier Rücksprache mit Ihrer Versicherung.
Die Chemotherapie kann belasten – doch Sie sind nicht allein!
Neben der allgemeinen Unsicherheit und den Belastungen, die es während den verschiedenen Krankheitsphasen zu verarbeiten gilt, ist mit dem Haarverlust die Krebserkrankung nun auch nach außen hin sichtbar. Eine Situation, die Betroffenen zusätzlich stark zu schaffen machen kann. Scheuen Sie sich daher nicht, eine psychoonkologische Beratung in einer Krebsberatungsstelle oder im Krankenhaus in Anspruch zu nehmen. Manchmal kann es befreiend sein, über seine Ängste und Sorgen zu sprechen.
Adressen regionaler Anlaufstellen finden Sie unter anderem auf der Seite des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Störungen im Verdauungstrakt
Häufige Begleiter der Chemotherapie sind Übelkeit und Erbrechen, bis zu 3 von 10 Männern leiden darunter.3 Um diese Symptome möglichst vollständig zu unterdrücken, erhalten Patienten Anti-Brech-Mittel, sogenannte Antiemetika. Vorbeugend empfehlen Ärzte zusätzlich die Gabe von Kortison. Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall oder eine Magenschleimhautentzündung können ebenfalls auftreten. Auch diese Beschwerden werden vorbeugend mit verschiedenen Medikamenten gelindert.
Was darf man während der Chemotherapie nicht essen?
Bei vielen Menschen sind die Geschmackswahrnehmung und der Appetit während einer Chemotherapie verändert. Während einige Patienten beispielsweise stark riechendes Essen ablehnen, bevorzugen andere plötzlich neue Lebensmittel, die sie bisher eigentlich nicht mochten. Zudem leiden viele an Nebenwirkungen wie Übelkeit. Daher gilt die Regel: Sofern Patienten etwas essen möchten, müssen sie sich daher nicht auch noch einschränken, sondern können das verzehrten, worauf sie Lust haben („Wunschkost“).
Nagelveränderungen
Aufgrund des durch die Chemotherapie geschwächten Immunsystems wird die Nagelhaut anfällig für Pilze und Bakterien. Darüber hinaus lassen manche Zytostatika die Nägel rissig und brüchig werden, sie verfärben sich dunkel oder lösen sich sogar ab. Einige Mediziner empfehlen, während der Chemotherapie Kühlhandschuhe anzuziehen und sich Kühlkissen auf die Fußnägel zu legen. So wird der Blutfluss in den Gliedmaßen gedrosselt und das Krebsmedikament verteilt sich schlechter im gekühlten Gewebe.
Blutbildveränderungen
Taxane unterdrücken die Blutbildung, es werden weniger weiße und rote Blutkörperchen sowie Blutplättchen gebildet.
- Fehlen weiße Blutkörperchen, schlägt sich dies in einem geschwächten Immunsystem nieder und die Anfälligkeit für Infektionen steigt. Möglicherweise helfen spezielle Medikamente, die Blutbildung zu stimulieren.
- Nimmt hingegen die Zahl der roten Blutkörperchen ab, droht eine Blutarmut (Anämie). Begleitmedikamente mit Wachstumsfaktoren sollen dann helfen, die Produktion von Blutkörperchen anzuregen.
- Bei abgefallenen Werten der Blutplättchen besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko.
Aus diesem Grund benötigen Krebspatienten häufig auch Bluttransfusionen. Das Spenderblut wird hierzu in die einzelnen Bestandteile Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Thrombozyten und Blutplasma aufgeteilt.
Stellt der Arzt fest, dass die Nebenwirkungen zu schwerwiegend sind, ist über eine Unterbrechung der Chemotherapie oder das Herabsetzen der Dosis zu entscheiden.
Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Prostatakrebs?
Hierauf kann keine pauschale Antwort gegeben werden, da die Lebenserwartung von einer Vielzahl von Faktoren abhängt — etwa der Bösartigkeit des Tumors und der Art der Metastasierung.9 Ist der Prostatakrebs lokal begrenzt und wenig aggressiv, verursacht er unter Umständen gar keine Symptome. Ein sehr aggressiver und stark wachsender Tumor kann hingegen bereits in kurzer Zeit Beschwerden hervorrufen und auch zum Tod führen.
Das Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) des Robert Koch-Instituts und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e.V. (GEKID) veröffentlichen regelmäßig den Bericht „Krebs in Deutschland“, in dem Daten zur Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit enthalten sind. Im Jahr 2016 wurden demnach 58.760 Neuerkrankungen erfasst, das mittlere Erkrankungsalter lag bei 72 Jahren. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 89 Prozent, wobei in etwa zwei Drittel der Fälle der Tumor in einem frühen Stadium diagnostiziert wird.10