Fragen und Antworten zum Thema Penisverkrümmung
Warum ist der Penis krumm?
Eine Penisverkrümmung kann angeboren sein, oder sich im Laufe des Lebens durch die Bildung von Plaques (Verhärtungen) entwickeln.
Ist Sex mit einer Penisverkrümmung möglich?
Ja. Erst ab einem Krümmungswinkel von etwa 30 bis 40 Grad treten zunehmend Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr auf.1
Muss jede Krümmung behandelt werden?
Nein. Kaum ein Penis ist absolut gerade. Bereitet die Krümmung während der Erektion oder des Geschlechtsverkehrs jedoch Probleme, ist eine Behandlung angeraten.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Gegen starke Beschwerden empfehlen Ärzte in der Regel eine Operation. Bei der erworbenen Form der Verkrümmung ist jedoch auch eine Spontanheilung möglich.
Wann spricht man von einer Penisverkrümmung?
Zunächst sei gesagt: Nahezu kein Penis ist so gerade wie eine Kerze. Vor allem im erigierten (steifen) Zustand, zeigt das Glied oftmals leicht nach oben, unten oder zur Seite.
Sobald die Verbiegung jedoch ein gewisses Ausmaß übersteigt — ab einem Krümmungswinkel von über 30 bis 40 Grad1 — treten Probleme auf. Beim Geschlechtsverkehr wird das Einführen des Penis in die Vagina deutlich schwieriger, schmerzhaft oder sogar unmöglich. Zusätzlich fühlen sich viele Männer durch das von der Norm abweichende Erscheinungsbild ihres Genitals gehemmt und verunsichert. Die Folgen können Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) oder sogar ein vollständiger Verzicht auf Sex sein.
Übrigens
Im nicht erigierten Zustand ist die Peniskrümmung kaum zu erkennen und daher auch nur schwer zu diagnostizieren. Sollten Sie daher den Verdacht hegen, dass Ihr Glied über das normale Maß hinaus verkrümmt ist, kann ein Foto im erigierten Zustand dem behandelnden Arzt bei der Diagnosestellung äußerst nützlich sein.
So kommt es zur Verkrümmung des Glieds
Die Penisdeviation ist angeboren oder erworben. Während die angeborene (kongenitale) Form vermutlich auf einer Entwicklungsstörung im Mutterleib beruht, liegen der erworbenen Krümmung oftmals Verletzungen zugrunde:
- Angeborene Form: Die Ursachen der kongenitalen Penisdeviation sind noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird jedoch, dass sie auf ein fehlerhaftes Wachstum der Penisschwellkörper oder der Schwellkörperhaut (Tunica albuginea) zurückzuführen ist. Die Tunica albuginea ist eine Bindegewebshülle, welche die drei Schwellkörper, die für die Erektion des Penis verantwortlich sind, umgibt. Ist diese Hülle auf einer Seite verkürzt, verbiegt sich das Glied im steifen Zustand. Auch die Schwellkörper selbst können unterschiedlich groß oder lang sein und so eine Krümmung hervorrufen. Als Grund für die Entwicklungsstörung vermuten Wissenschaftler einen Testosteronmangel während der Schwangerschaft. Betroffen ist etwa ein Prozent aller Jungen.2
- Erworbene Form: Diese Art der Penisverkrümmung wird häufig auch als Induratio penis plastica (IPP) oder Peyronie-Krankheit bezeichnet. Sie entsteht durch Bindegewebswucherungen im Bereich der Tunica albuginea und der Schwellkörper, aus denen sich Plaques (Verhärtungen) bilden können. Diese Plaques ziehen vor allem während der Erektion die Schwellkörperhaut zusammen und sorgen so für eine Verbiegung des Penis. Als Auslöser der IPP vermuten Experten Entzündungen, eine erbliche Veranlagung sowie Stoffwechselerkrankungen (zum Beispiel Diabetes). Auch ein Penisbruch oder andere Verletzungen stehen in Verdacht, die Bildung von Plaques zu begünstigen.
Folgende schematische Darstellung zeigt den anatomischen Unterschied zwischen einem normalen und einem verkrümmten Penis:
Es wird vermutet, dass bis zu 10 Prozent aller Männer an der Erkrankung IPP leiden. Am häufigsten tritt sie zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr auf.3
Die Symptome der Penisverkrümmung
- Die angeborene Penisdeviation bringt nur dann Beschwerden mit sich, wenn die Krümmung besonders ausgeprägt ist. Für viele Betroffene stellt jedoch allein schon der optische Makel eine große Belastung dar. Der Penis ist meist nach unten gebogen, seltener zur Seite.
- Bei der erworbenen Penisverkrümmung können knotenartige Verhärtungen im Glied ertastet werden – die sogenannten Plaques. Je nach Schweregrad treten Erektionsstörungen, eine Instabilität des Glieds sowie Probleme und starke Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auf. Auch Einkerbungen im Penis und ein durch die Krümmung bedingter Verlust der Penislänge sind mögliche Symptome. Der Penis biegt sich in den meisten Fällen nach oben.
Diagnose und Behandlung der Penisverkrümmung
Am Anfang der Therapie steht zunächst die ärztliche Untersuchung (Fachärzte für Urologie und Andrologie sind hier die richtigen Ansprechpartner). Ist die Krümmung erworben, stellt der Mediziner Fragen zum erstmaligen Auftreten sowie zu bestehenden Erkrankungen und vorherrschenden Beschwerden.
Auch vorangegangene Verletzungen oder Operationen im Genitalbereich sind von Interesse. Da eine Verbiegung meist nur im steifen Zustand des Penis wirklich zu beurteilen ist, können vom Patienten mitgebrachte Fotos des erigierten Glieds die Diagnosestellung stark vereinfachen. Andernfalls ist jedoch beispielsweise die Injektion eines Medikaments zur Auslösung einer Erektion möglich – in der Regel steigern die enthaltenen Wirkstoffe die Durchblutung des Glieds und bewirken so den gewünschten Effekt.
Diagnose der angeborenen Penisdeviation
Ist die angeborene Krümmung von sehr starkem Ausmaß, erfolgt die Diagnose in der Regel gleich nach der Geburt. In diesem Fall geht sie häufig auch mit weiteren Fehlbildungen des äußeren Genitals einher (zum Beispiel mit einer Hypospadie, einer Entwicklungsstörung der Harnröhre).
Bei einem nur leichten Verbiegungsgrad ist es jedoch auch möglich, dass die Krümmung erst während der Pubertät entdeckt wird, wenn es zu regelmäßigen Erektionen kommt.
Für die Behandlung einer Penisdeviation gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche davon eingesetzt wird, richtet sich zum einen nach dem Grad der Krümmung und zum anderen nach dem Ausmaß der Beschwerden (beispielsweise die Unmöglichkeit des Geschlechtsverkehrs).
Die Therapie der angeborenen Penisverkrümmung
Geht die kongenitale Penisdeviation mit anderen Fehlbildungen des Penis einher, wird sie oftmals noch vor der Vollendung des ersten Lebensjahrs chirurgisch korrigiert.4 Zeigt sich die Verkrümmung erst im Laufe des Heranwachsens, entscheidet sich von Fall zu Fall, ob eine operative Korrektur notwendig ist. Durchgeführt wird solch ein Eingriff in der Regel dann, wenn die Beschwerden besonders groß sind. Ab einem Verbiegungswinkel von über 30 Grad sind beispielsweise Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr zu erwarten.1 Aber auch der psychische Leidensdruck der Betroffenen muss berücksichtigt werden. Viele (junge) Männer schämen sich aufgrund des vermeintlich nicht natürlichen Erscheinungsbildes ihres Penis. Schlimmstenfalls führt dies zu Schwierigkeiten bei der Partnersuche oder sogar zu vollständigem Rückzug und seelischen Störungen.
Für die operative Korrektur kommen mehrere Methoden infrage. Eine davon ist die sogenannte STAGE-Technik.
STAGE-Technik:
Diese Art der Operation ist eine Weiterentwicklung der bekannten Nesbit-Methode. Zunächst ermittelt der Chirurg hierbei den Punkt der stärksten Penisverkrümmung. Anschließend erfolgen an dieser Stelle minimale Gewebeentfernungen der Schwellkörperhülle. Dies geschieht so lange, bis der Penis begradigt ist. Ein Vorteil dieser Operationstechnik: Die Schwellkörper selbst bleiben intakt, was das Risiko für Erektionsstörungen sowie für eine neuerliche Penisverkrümmung stark senkt. Gleichzeitig ist der Penislängenverlust durch den Eingriff in der Regel nur minimal. Diese Operation kann auch bereits im Kindesalter durchgeführt werden.
Im Vergleich zur STAGE-Technik rafft beziehungsweise kürzt der Chirurg bei der Methode nach Nesbit die längere Seite des Penis bis zu dem Punkt, an dem sie der Länge der kurzen Seite entspricht. Dies führt — vor allem bei starken Krümmungen — unweigerlich zu einem Penislängenverlust (durchschnittlich etwa 1 bis 2 Zentimeter).1
Die konservative Therapie der erworbenen Penisverkrümmung
Bei der Therapie der IPP ist zunächst ein konservatives Vorgehen ratsam, da es in etwa 10 bis 15 Prozent der Fälle zu einer Spontanheilung kommt.5 Folgende Methoden können zum Einsatz kommen:
- Medikamente: Eingesetzt werden beispielsweise Entzündungshemmer, Antioxidantien (zum Beispiel Vitamin E) oder Hormone. Die Medikamente können, je nach Verordnung, injiziert oder eingenommen werden und sollen der Krümmung entgegenwirken.
- Stoßwellen: Hierbei gibt ein spezielles Gerät gezielt Ultraschallwellen von außen auf die Plaques ab. Diese Therapie ist weitestgehend schmerzfrei und soll eine Verkleinerung der Plaques sowie eine Linderung der Schmerzen bei der Erektion bewirken. In einigen Fällen kann es nach der Behandlung zu Blutergüssen oder Blut im Urin kommen.
- Iontophorese: Geeignete Medikamente werden (zum Beispiel als Salbe) von außen auf die über den Plaques liegende Haut aufgetragen. Anschließend befestigt der Arzt am Penis des Patienten eine Elektrode, die Gleichstrom erzeugt und so dafür sorgen soll, dass die Wirkstoffe besser durch die Haut in das betroffene Gewebe gelangen, um dort gegen die Plaques zu wirken.
- Penisstreckapparat: Dabei wird das Glied mit einem speziellen Geschirr (beispielsweise aus Silikon und Edelstahl) umgeben und dadurch gestreckt. Die Apparatur sollte täglich getragen werden, um so das Penisgewebe zum Wachsen anzuregen und damit die Verkrümmung zu verringern. Über welchen Zeitraum der Mann den Penisstreckapparat tragen muss und ob sich dadurch überhaupt Veränderungen zeigen, ist sehr individuell.
Ob die konservativen Behandlungsmethoden tatsächlich Wirkung zeigen, können selbst Experten nicht voraussagen. Nach ein bis drei Jahren tritt jedoch in der Regel ein Krankheitsstillstand ein, bei dem es über sechs Monate hinweg zu keiner Zu- oder Abnahme der Penisverkrümmung mehr gekommen ist.5 Dieser Zeitpunkt ist dringend abzuwarten, bevor eine Operation angedacht wird, da die Gefahr einer erneuten Verkrümmung nach dem Eingriff ansonsten zu groß ist.
Die operative Therapie der erworbenen Penisverkrümmung
Sind die Beschwerden nach Krankheitsstillstand zu belastend, ist eine Operation das Mittel der Wahl. Hierbei wird entweder die „gesunde“ Seite des Penis verkürzt, oder die „erkrankte“ Seite gestreckt. Diese Techniken können dabei zum Einsatz kommen:
- Nesbit-Operation: Hierbei wird die längere Seite der Verkrümmung an die kürzere angepasst. Ein Verlust der Penislänge ist hier meist nicht zu vermeiden. Die Nesbit-Methode gilt als Standard-Operation der IPP. Mittlerweile gibt es jedoch einige Modifikationen dieser Technik (zum Beispiel die STAGE-Technik).
- Op nach Essed-Schröder: Die Verkrümmung wird durch sogenannte Raffungsnähte ausgeglichen, was zwangsläufig zu einer Verkürzung des Penis führt. Die Plaques verbleiben hierbei in der Schwellkörperhülle. Starke Verbiegungen kann der Chirurg mit diesem Verfahren nicht korrigieren.
- Plaque-Inzision und Grafting: Bei dieser Methode bleibt die Penislänge in der Regel erhalten, da die verkürzte Seite des Glieds der längeren angepasst wird. Weil es bei diesem Eingriff durch das Einschneiden der Plaques (Inzision) zu einem Defekt am Schwellkörper kommt, wird dieser mit einem Patch (Ersatzgewebe) abgedeckt (Grafting). Diese Operation ist äußerst komplex und kostenintensiv.
- Penisprothese: Besteht zusätzlich zur Verkrümmung auch eine schwere Potenzstörung, ist häufig die Penisprothese das Mittel der Wahl. Hierbei setzt der Arzt dem Patienten eine Art hydraulischen Zylinder in den Schwellkörper ein. Über eine Pumpe im Hodensack, kann eine Erektion herbeigeführt werden. Oftmals reicht das Einsetzen der Schwellkörperimplantate aus, um den Penis zu begradigen. Falls nicht, können beispielsweise die Plaque-Inzision und Grafting Anwendung finden.
Der Krankenhausaufenthalt nach einer Operation dauert im Durchschnitt etwa zwei bis fünf Tage. Neben Medikamenten zur Schmerzlinderung verschreibt der Arzt für gewöhnlich auch Präparate zur Unterdrückung von Erektionen. Nach etwa 12 Wochen sind Geschlechtsverkehr und Sport dann für gewöhnlich wieder problemlos möglich6
Welche Risiken bergen die Operationen zur Penisbegradigung?
Wie jeder chirurgische Eingriff ist auch die Korrektur der Penisverkrümmung mit Risiken verbunden. Hierzu zählen:
- Sensibilitätsminderung des Glieds
- Erektionsstörungen
- erneutes Auftreten der Verkrümmung
- Nachblutungen
- Verlust der Penislänge
- Entzündungen
Um das Komplikationsrisiko möglichst klein zu halten, ist es von Vorteil, einen auf diesem Gebiet besonders erfahrenen Chirurgen auszuwählen.