Häufige Fragen zum Leben mit Prostatakrebs:
Wie bei jeder Erkrankung haben Sie das Recht auf die Zahlung von Krankengeld, falls Sie krankheitsbedingt länger nicht arbeiten können. Werden Sie durch den Tumor (teilweise) arbeitsunfähig, besteht die Möglichkeit, Erwerbsminderungsrente oder Frührente zu beziehen. Zudem wird Prostatakrebs bei den meisten Patienten als Schwerbehinderung anerkannt, wodurch Ihnen verschiedene Vergünstigungen zustehen, zum Beispiel bei öffentlichen Verkehrsmitteln.
Prostatakrebs hat häufig negative Effekte auf das Sexualleben. Unter anderem können durch Behandlungsmethoden Probleme wie Erektionsstörungen, sexuelle Unlust oder Zeugungsunfähigkeit entstehen. Doch lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Sprechen Sie offen mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin, suchen Sie eventuell professionelle Hilfe und finden Sie gemeinsame Lösungen für die veränderte Situation.
Ernähren Sie sich möglichst ausgewogen, mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Zwar kann eine gesunde Ernährung den Krebs nicht heilen, trotzdem sind viele Nährstoffe wichtig, um den Organismus zu stärken und ihn beim Kampf gegen den Tumor zu unterstützen.
Auch wenn die Krebserkrankung sehr kräftezehrend und frustrierend sein kein, sollten Sie Ihr Leben weiterhin möglichst aktiv gestalten. Achten Sie auf ausreichend Bewegung und fragen Sie Ihren Arzt, welcher Sport für Sie möglich ist. Halten Sie soziale Kontakte und unternehmen Sie Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten und treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei.
Alltag mit Prostatakrebs – ändert sich alles?
Kann ich noch normal arbeiten und meine Familie versorgen? Kann ich noch Sex haben und Kinder zeugen? Muss ich auf alles was mir Spaß macht verzichten? All das sind Gedanken, die einem Betroffenen mit Prostatakrebs womöglich durch den Kopf schießen. Denn tatsächlich begrenzt sich die Erkrankung nicht ausschließlich auf den Krankheitsverlauf, Krankheitsbeschwerden und die verschiedenen Behandlungsoptionen. Auch ganz selbstverständliche und alltägliche Aktivitäten – wie zum Beispiel das Treiben von Sport – können durch eine Krebserkrankung eingeschränkt werden.
Wichtig ist dabei immer zu wissen, dass die Auswirkungen des Tumors auf den Alltag des Betroffenen individuell sehr verschieden ausfallen können. Abhängig sind sie beispielsweise
- von der Krebsart (Fortschritt der Erkrankung, auftretende Symptome),
- dem Behandlungsverfahren (eine Strahlentherapie kann beispielsweise andere Nebenwirkungen hervorrufen als eine Hormonentzugstherapie),
- dem Alter und Gesundheitszustand sowie
- der inneren Einstellung des Patienten.
Was passiert bei einer Hormontherapie?
Bei einer Hormontherapie (Hormonentzugstherapie) werden dem Körper männliche Geschlechtshormone (vor allem Testosteron) entzogen, um dadurch das Wachstum des Prostatakarzinoms zu hemmen. Um die Ergebnisse der regelmäßigen Untersuchungen im Rahmen einer Hormontherapie festzuhalten, hilft es Betroffenen, einen Patientenpass zu nutzen.
Sie sehen: Es lässt sich nicht einfach pauschal beantworten, inwieweit die Krebserkrankung den Alltag beeinträchtigt. Dennoch möchten wir im Folgenden auf verschiedene Faktoren eingehen, die Betroffene häufig beschäftigen. Sollten Sie Rückfragen zu einzelnen Aspekten haben, besprechen Sie diese am besten mit Ihrem behandelnden Arzt.
Prostatakrebs: Einfluss auf Arbeit, rechtliche Ansprüche und soziale Leistungen
Je nach Verlaufsform des Prostatakarzinoms und Schwere der auftretenden Symptome ist es denkbar, dass der Patient für längere Zeit beruflich ausfällt oder eventuell überhaupt nicht mehr in seinen vorherigen Job zurückkehren kann. In diesen Fällen ist es besonders wichtig, dass sich Betroffene ihrer Rechte und Ansprüche bewusst sind, um sich nicht zusätzliche Gedanken um finanzielle Probleme machen zu müssen.
Krankengeld, Arbeitsunfähigkeit und Co.
Wenn Sie aufgrund einer Erkrankung – wie Prostatakrebs – arbeitsunfähig sind, ist der Arbeitgeber meist verpflichtet, für eine Dauer von 6 Wochen Ihren Lohn fortzuzahlen.1 Im Anschluss haben Sie das Anrecht auf Krankengeld, welches durch die Krankenkassen bezahlt wird. Die Höhe des Krankengeldes beträgt in der Regel 70 Prozent des Brutto- und nicht mehr als 90 Prozent des Nettogehalts.1 Es wird höchstens für 78 Wochen in einem Zeitraum von maximal drei Jahren ausgezahlt.1 Wenn Sie privat oder gesetzlich freiwillig versichert sind, können andere Bestimmungen zur Auszahlung des Krankengeldes bestehen.
Sollten Sie aufgrund Ihrer Krebserkrankung oder den Folgen im Anschluss teilweise arbeitsunfähig sein, besteht die Möglichkeit, einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen. Bei vollständiger Arbeitsunfähigkeit ist die Beziehung von Frührente denkbar.
Anspruch auf Pflegegeld
Wenn durch gesundheitliche Beeinträchtigungen Ihre Selbstständigkeit über mindestens 6 Monate verringert ist, können Sie darüber hinaus Pflegegeld aufgrund von Pflegebedürftigkeit erhalten.1
Anerkennung auf Schwerbehinderung
Ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 50 gilt ein Betroffener als schwerbehindert.1 Der GdB wird durch ein ärztliches Gutachten festgelegt. Wenn Sie an Prostatakrebs erkrankt sind, haben Sie in der Regel ein Anrecht auf einen Schwerbehindertenausweis – denn meist reicht allein die Krebsdiagnose für einen GdB von mindestens 50 aus.2 Durch die Anerkennung einer Schwerbehinderung sollen Nachteile, die für Krebspatienten entstehen könnten, zumindest teilweise ausgeglichen werden. So berechtigt der Schwerbehindertenausweis unter anderem zu
- besonderem Kündigungsschutz,
- mehr Urlaubstagen,
- Steuerentlastungen und
- ermäßigten Preisen im öffentlichen Nahverkehr oder bei öffentlichen Einrichtungen (wie Museen, Theatern).
Der Schwerbehindertenausweis wird bei Krebspatienten in der Regel befristet auf 5 Jahre ausgestellt (Zeit der Heilungsbewährung).3 Anschließend kann er je nach Einschränkungen oder Krankheitsrückfällen verlängert werden.
Sexualität & Prostatakrebs – ein wichtiges Thema
Die Wahrscheinlichkeit, dass durch die Krebserkrankung das Sexualleben negativ beeinflusst wird, ist hoch. Das kann zum einen psychische Gründe haben, da ein Prostatakarzinom eine große Belastung für den Betroffenen und das private Umfeld darstellt, oder auch organisch bedingt sein.
Manche Formen der Therapie gehen unter Umständen mit Nebenwirkungen einher, die sich auf die Sexualität auswirken. So kann eine Hormonentzugstherapie beispielsweise
- sexuelle Unlust,
- Erektionsstörungen oder
- Zeugungsunfähigkeit
verursachen. Auch bei anderen Behandlungsmethoden (wie der Strahlentherapie) sind solche Folgeerscheinungen zumindest zeitweilig denkbar. Weiterhin lässt sich vor allem bei einer Prostata-OP das Risiko einer folgenden Impotenz nie gänzlich ausschließen, da an das Organ angrenzende Nervenstränge – die für die Erektion des Penis verantwortlich sind – teilweise verletzt werden können.
Ganz wichtig
Sprechen Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin offen über sexuelle Bedürfnisse, Sorgen und Gedanken. Das schafft Vertrauen, beugt Missverständnissen vor und hilft dabei, gemeinsam eine Lösung für die veränderten Gegebenheiten zu finden.
Wenn es mit dem Sex nicht mehr so klappt wie früher, können Sie eventuell neue Wege finden, um Ihre Zuneigung auszudrücken: Auch gemeinsames Kuscheln und der Austausch von Zärtlichkeiten bringt Sie als Paar einander näher. Sollte es Ihnen schwerfallen, das Thema anzusprechen, finden Sie beispielsweise bei einem Paar – oder Sexualtherapeuten Unterstützung.
Bedeutet dies nun automatisch, dass für Patienten mit Prostatakrebs Sex nicht mehr möglich ist und Mann keine Kinder zeugen kann? Nein, hier sind immer die individuelle Situation, der Krankheitsverlauf und die Behandlungsform zu betrachten. Sprechen Sie am besten direkt mit Ihrem Arzt über Auswirkungen der Krebsbehandlung auf Ihr Sexualleben.
Ernährung – hier können Sie selbst mitwirken
Eines vorab: Es gibt keine Ernährungsumstellung, die in der Lage ist, Prostatakrebs zu heilen. Allerdings kann eine gesunde Ernährung
- das Wohlbefinden des Patienten steigern,
- das Immunsystem stärken und
- den Organismus unterstützen.
Obwohl eine gesunde Ernährung den Krebsverlauf nicht direkt beeinflusst, können Therapieverfahren durch einen gestärkten Körper dennoch indirekt begünstigt werden.4 Gleichzeitig trägt eine ausgewogene Ernährung zur Vorbeugung anderer Erkrankungen bei (wie Herz-Kreislauf-Beschwerden), die den Organismus zusätzlich belasten würden.
Wie sieht eine gesunde Ernährung bei Prostatakrebs aus?
Greifen Sie zu, bei
- frischem Obst und Gemüse,
- Vollkornprodukten,
- Hülsenfrüchten,
- gesunden pflanzlichen Fetten (zum Beispiel Oliven- oder Leinöl) und
- Fisch.
Tierische Fette (zum Beispiel in Fleisch und Wurstwaren) sowie alkoholische Getränke sollten Sie dagegen nur in Maßen zu sich nehmen.
Zudem empfiehlt es sich für Patienten bei einer Strahlentherapie zu beachten, dass diese Behandlungsform unter Umständen Verdauungsbeschwerden wie Durchfall auslösen kann. Betroffene sollten daher auf eine besonders bekömmliche und leicht verdaubare Kost setzen (zum Beispiel gedämpftes Gemüse) und hingegen schwarzen Kaffee, scharfe Gewürze oder Vollkornbrot meiden.
Unter Umständen kann durch die Krebsbehandlung der Kalorienverbrauch stark erhöht sein, weswegen die Ernährung individuell angepasst werden muss. Wenn Sie sich unsicher sind, wie die optimale Ernährung für Sie aussieht, ist es ratsam, Sie lassen sich von einem Arzt oder Ernährungsberater unterstützen.
Bleiben Sie in Bewegung – Sport bei Prostatakrebs
Generell sind Sport und Bewegung wichtig, um den Körper fit zu halten. Zudem können sie einen Ausgleich schaffen und dabei helfen, Stress abzubauen. Manche Krebspatienten berichten außerdem von einer Besserung der Beschwerden durch Sport. Doch ist Sport bei Prostatakrebs uneingeschränkt erlaubt?
Allgemein gilt: Wenn Sie sich fit und wohlfühlen, keine akuten Symptome haben und nichts Gegenteiliges von Ihrem Arzt angeordnet wurde, spricht nichts gegen Sport trotz Prostatakrebs. Jedoch sollten Sie sich nicht vollkommen verausgaben – das gilt vor allem dann, wenn Sie sich in einer akuten Behandlungsphase befinden. Der Sport stellt für den Körper eine zusätzliche Belastung dar, dabei ist er bereits vollauf mit der Bekämpfung der Tumorzellen beschäftigt. Sobald Symptome wie Übelkeit oder Schwindel bei der körperlichen Belastung auftreten, sollten Sie die Sporteinheit unterbrechen.
Wenn Sie erst mit dem Sport beginnen, ist es ratsam, langsam anzufangen und zum Beispiel zunächst auf ausgedehnte Spaziergänge oder Walkingrunden zu setzen. Für Männer, die aufgrund des Prostatakarzinoms unter Harn-Inkontinenz leiden, bietet sich ein spezielles Beckenbodentraining an, bei welchem die Beckenbodenmuskulatur gestärkt wird. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrem Arzt darüber, für wie belastbar er Sie hält und welche Sportart für Sie geeignet ist.
Radfahren & Prostatakrebs
Auch wenn Radfahren eine beliebte Form des Ausdauersports darstellt, gilt es für manche Patienten mit Prostatakrebs dabei das Folgende zu beachten: Nach einer Prostata-OP sollten Sie drei bis sechs Monate warten, bevor Sie sich wieder in den Sattel schwingen.5 Zuvor könnte es passieren, dass durch die vorherige Operation starke Schmerzen beim Fahrradfahren auftreten.
Was Sie noch tun können: Soziale Kontakte pflegen
Der Krebs kann Ihren Alltag so weit beeinflussen, dass Sie unter Umständen schlecht gelaunt sind und sich an manchen Tagen einfach nur verkriechen wollen. Das ist normal und bis zu einem gewissen Grad in Ordnung, da die Prostatakrebserkrankung eine große psychische Belastung darstellt und der Kampf gegen den Krebs viel Kraft kostet. Achten Sie aber darauf, dass Sie sich sozial nicht zu sehr isolieren und abkapseln. Denn das kann Gefühle von Einsamkeit hervorrufen und Sie zusätzlich belasten.
Versuchen Sie viel mehr, Ihr Leben möglichst aktiv zu gestalten. Treffen Sie sich soweit möglich mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten. Unternehmen Sie Dinge, die Ihnen Freude bereiten. Sie werden sehen: Ein aktives Sozialleben trägt zu Ihrem Wohlbefinden bei und bietet eine willkommene Abwechslung, um nicht zu sehr in Grübeleien über die Krebserkrankung zu verfallen. Gleichzeitig erfahren Sie durch das soziale Netzwerk vermehrt Unterstützung.
Suchen Sie Kontakt zu anderen
Sie möchten sich mit Gleichgesinnten austauschen? In vielen Regionen gibt es lokale Selbsthilfegruppen für (Prostata-)Krebserkrankte. Betroffene können sich gegenseitig unterstützen, Erfahrungen austauschen und Tipps zum Umgang mit der Erkrankung geben.
Sie merken, dass Sie die Krankheit zunehmend psychisch belastet und runterzieht? Zögern Sie nicht, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen. Ein Psychotherapeut kann Sie beispielsweise dabei unterstützen, Ihren Alltag trotz und mit Prostatakrebs zu bewältigen.