Das Wichtigste über Nykturie im Überblick

  • Nykturie bedeutet nachts mehr als zweimal Wasser lassen zu müssen.1
  • Nächtlicher Harndrang kann Symptom verschiedener gesundheitlicher Probleme und Krankheiten sein. Lassen Sie daher bitte die Beschwerden von einem Arzt abklären.
  • Blasentraining, das Vermeiden von bestimmten Konsummitteln wie Kaffee und Alkohol sowie das Stärken der Beckenbodenmuskulatur sind – neben der ärztlich verordneten Therapie – unterstützende Maßnahmen, die Sie selbst anwenden können.
  • In den meisten Fällen sind bei Männern über 50 Jahre Probleme mit einer vergrößerten Prostata und dem benachbarten Harnwegstrakt für die Nykturie verantwortlich.

Nächtliches Wasserlassen: Wie oft ist zu oft? Und was ist normal?


Eines vorweg: Ein „zu oft“ ist sicher subjektiv und individuell von Person zu Person unterschiedlich. Definiert wird Nykturie aber als ein Harnproblem, welches Betroffene mehr als zweimal in der Nacht aus dem Bett holt und zum Wasserlassen (Miktion) drängt.1 Es ist vor allem dann kritisch, wenn es sie einschränkt und sie nicht mehr zur erholsamen Nachtruhe kommen. Denn ausreichend Schlaf ist lebensnotwendig und Voraussetzung, um den Alltag erfolgreich bestreiten zu können. Ansonsten sind Folgeerkrankungen wie Depressionen möglich.

Suchen Sie daher einen Hausarzt auf, wenn Sie sich in Ihrer nächtlichen Erholungsphase von ständigem Harndrang gestört fühlen. Er kann Sie bei Bedarf an einen Facharzt – zum Beispiel an einen Urologen – überweisen.

Das sind die häufigsten Gründe für nächtlichen Harndrang


Es gibt leider nicht nur eine Ursache, sondern verschiedene Auslöser für Nykturie. In manchen Fällen kann dem auch eine schwerwiegendere Krankheit zugrunde liegen, die es von einem Arzt auszuschließen gilt. In Folgenden finden Sie einen Überblick über die möglichen Hintergründe eines nächtlichen Harnleidens.

Benigne Prostatahyperplasie

Die häufigste Ursache für nächtliches Wasserlassen bei Männern ist eine Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, kurz BPH): Jeder 2. Mann um die 50 Jahre ist davon betroffen, in einem Alter von über 80 Jahren sogar fast jeder.2 Das männliche Geschlechtsorgan liegt unterhalb der Blase und umschließt den oberen Teil der Harnröhre. Und hier liegt das Problem: Denn vor allem, wenn die Prostata nach innen wächst, kommt es zur Einengung der Harnröhre. Der Harn kann dementsprechend schlechter abfließen oder sich sogar stauen. Der Druck in der Blase steigt und drängt zum Wasserlassen., Allerdings gelangen immer nur kleine Mengen Urin durch die Harnröhre.

Bei der medikamentösen Behandlung einer Prostatavergrößerung wird meist zunächst auf die sogenannte Phytotherapie, also pflanzliche Therapie gesetzt. Dabei macht man sich die Wirkungen von zum Beispiel Kürbiskernen, Extrakten aus Brennnesselwurzeln oder Sägezahnpalmenfrüchten zunutze.

Zeigen die pflanzlichen Mittel keine Wirkung, folgt in einem nächsten Schritt die Anwendung von Alpha-Blockern, welche die Muskulatur um die Prostata lockern und einen besseren Abfluss des Harns ermöglichen. Eine weitere Möglichkeit sind Anticholinergika, die sich auf die Reizbarkeit der Blasenmuskulatur auswirken. Erst als allerletzte Maßnahme wird die stark vergrößerte und beeinträchtigende Prostata operativ verkleinert.

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Harnwegsinfektionen

Als weitere Ursache lässt sich ein Infekt der unteren Harnwege nennen, wobei schädliche Bakterien wie E. coli in den Harntrakt gelangen. Neben dem häufigen Wasserlassen von kleineren Mengen ist die Infektion am Brennen beim Urinieren zu erkennen. Auch ein dunkler und stark riechender Harn spricht dafür. Aber genauso können sich im oberen Harntrakt und in der Blase Entzündungen bilden. Diese werden vor allem durch Restharn, also Urin, der durch Entleerungsschwierigkeiten in der Blase zurückbleibt, hervorgerufen.

Blasen- und Harnsteine

Blasen- oder Harnsteine sind das Ergebnis von Restharn-Ablagerungen, die zu Kristallen verhärteten. Die Steine können mit der Zeit wachsen, das Fassungsvermögen der Blase reduzieren und zu häufigerem Harnlassen drängen. Leider führt auch ein in der Blase entstandener Tumor zu den gleichen Beschwerden. Daher ist es so wichtig, Nykturie nicht als Lappalie abzutun, sondern als Symptom zu verstehen und von einem Arzt überprüfen lassen.

Weitere Nykturie-Ursachen

Es gibt seltenere, aber ebenfalls von einem Arzt abzuklärende Auslöser für Nykturie:

  • Bei der Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus kann es im Rahmen einer Hyperglykämie (erhöhter Blutzuckerwert) zu vermehrtem Wasserlassen kommen, weil der Körper die Überzuckerung durch Urinausscheidung regulieren möchte.
  • Herzsuffizienz und venöse Stauungen führen zu Ödemen (Flüssigkeitsansammlung in den Gefäßen) der unteren Extremitäten. Nachts sind das Herz und die Gefäße etwas entlastet und die Ödeme werden über die Nykturie ausgeschwemmt.
  • Eine überaktive Blase, auch Reizblase genannt, ist eine Funktionsstörung, bei welcher die Blase auf kleinste Druckreize, hervorgerufen durch beispielsweise Stress und Nervosität, mit starkem Harndrang reagiert.
  • Bei der spastischen Blase hingegen kommt es aufgrund einer neurologischen Schädigung zu unwillkürlichen Kontraktionen, die zum Wasserlassen drängen oder gar inkontinent werden lassen.
  • Im Anfangsstadium eines Nierenversagens neigen die Betroffenen ebenfalls zu vermehrtem Urinieren – auch nachts. Der Harn ist wenig konzentriert und weist eine deutlich hellere Färbung auf.

Wie Sie sehen, gibt es ein breites Spektrum an möglichen Ursachen für Ihr nächtliches Leiden. Warten Sie daher nicht zu lange und suchen Sie Ihren Hausarzt auf, wenn Sie bei sich vermehrten Harndrang – tagsüber wie auch nachts – bemerken. Egal, was für die Nykturie verantwortlich ist, es wird eine entsprechende Therapie geben.

Was Sie gegen nächtliches Wasserlassen tun können


In erster Linie besteht die Therapie von Nykturie in der Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung. Das heißt, dass dringend angeraten wird, einen Arzt aufzusuchen, um mit ihm die Beschwerden zu besprechen. Erst wenn die Ursache für das nächtliche Harnlassen vom Mediziner geklärt wurde, kann eine entsprechende Behandlung erfolgen.

Bei übermäßigem, nächtlichem Harndrang kommen oft diese Therapiemöglichkeiten zum Einsatz:

  • Medikamente: die vorgeschriebene Gabe von abschwellenden Arzneien (zum Beispiel bei Beschwerden durch eine vergrößerte Prostata) und Antibiotika (bei bakteriell bedingten Entzündungen)
  • Konsumverhalten: vor allem abends das Meiden von harntreibenden Getränken wie Tee, Kaffee oder Alkohol
  • Beratung: psychologische Therapie (wenn Nervosität der Auslöser einer Reizblase ist)
  • Homöopathie: die durch den Arzt oder Heilpraktiker abgeklärte Einnahme von homöopathischen Mitteln wie Pulsatilla pratensis (bei Blasen- und Harnwegsinfekten)
  • Hausmittel: das Trinken von Brennnesseltee (nicht zu spät am Tag) zur Verbesserung der Harnsäureausscheidung; Brennnessel wirkt harntreibend (spült so die Erreger aus der Blase; reduziert ebenfalls das Risiko von verbleibendem Restharn)

Neben der vom Arzt eingeleiteten Therapie können Blasentraining und Beckenbodenübungen von den Betroffenen ergänzend durchgeführt werden. Aber wie genau sehen die Übungen zum Blasentraining aus? Zunächst einmal ist hier das Ziel, die Häufigkeit der Miktionen zu normalisieren und schrittweise die Kapazität der Blase zu erhöhen. Betroffene neigen dazu, weniger zu trinken, um weniger „müssen“ zu müssen. Doch sollte schon die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Flüssigkeitsmenge von 1,5 Litern täglich getrunken werden.3 Beim Blasentraining versucht der Patient die Blasenentleerung bei Harndrang so lange wie möglich zu unterdrücken. Ein Miktionsprotokoll kann dabei sehr hilfreich sein. Es dient zur Überprüfung der Umsetzung, Trinkmenge, Unterdrückungszeiten und macht Erfolge sichtbar, welche dann für das weitere Training motivieren.

Die Beckenbodenmuskulatur begrenzt das Becken nach unten, liegt unterhalb der Blase und ist für die Miktion von Bedeutung: Eine Anspannung führt zum Blasenverschluss, wohingegen die Erschlaffung eine Blasenentleerung zur Folge hat. Ist dieser Bereich untrainiert, kommt es zu vermehrtem Harndrang – nicht nur tagsüber, sondern auch nachts – bis hin zu Inkontinenz. Dabei kann die Muskulatur mit einfachen Übungen gestärkt werden.

Beckenbodenübung:

  • 1. Variante: Legen Sie sich zunächst auf den Rücken, die Beine fallen links und rechts auseinander, die Fußsohlen zeigen zueinander – sodass Sie sich schmetterlingsartig am Boden befinden.
  • Eine Hand legen Sie entspannt auf den Bauch. Ihre Atmung geht regelmäßig, das heißt, dass sich bei der Einatmung spürbar die Bauchdecke unter Ihrer Hand anhebt und beim Ausatmen wieder senkt.
  • Jetzt können Sie bei der Ausatmung die Beckenbodenmuskulatur anspannen (Die gleiche Anspannung als wollten Sie auf Toilette den Urinstrahl unterdrücken.). Beim Einatmen entspannen Sie sich wieder.
  • 2. Variante: Die Knie sind angewinkelt in der Mitte zusammen aufgestellt. Bei der Ausatmung heben Sie durch die Anspannung der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur das Gesäß an. Danach senken Sie die Hüfte zum Boden und atmen dabei entspannt ein.
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Carolin Stollberg Schreiben ist ihre Leidenschaft – und das am liebsten über Themen, die die Menschen wirklich bewegen. Nachdem sich Carolin Stollberg in ihrem Studium der Germanistik alle Instrumente angeeignet hat, die sie für das Schreiben guter Texte benötigt, konnte sie sich voll und ganz Ihren Interessensschwerpunkten widmen: Gesundheit und Medizin. Carolin Stollberg Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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