Fragen und Antworten zum Thema Balkenblase

Was ist eine Balkenblase?

Bei einer Balkenblase wachsen beziehungsweise verdicken sich die Muskelbündel der Harnblasenwand infolge einer unteren Harnabflussstörung. Zwischen den balkenartigen Strängen bilden sich – je nach Grad der Ausprägung – sogenannte Pseudodivertikel (Aussackungen der Schleimhaut) aus.

Welche Symptome sind typisch?

Charakteristische Beschwerden, die in Zusammenhang mit der Balkenblase auftreten, sind beispielsweise Probleme beim Wasserlassen sowie eine unvollständige Blasenentleerung. Wiederkehrende Harnwegsinfekte gehören ebenso zu den möglichen Komplikationen.

Was verursacht eine Balkenblase?

Grund für die verdickte Blasenwand ist häufig eine vergrößerte Prostata, die die Harnröhre abdrückt.

Wie erfolgt die Behandlung?

Die zugrundeliegende Ursache wird therapiert, bei der Prostatavergrößerung etwa mit Medikamenten, die das Wachstum der Prostata bremsen.

Wie kommt es zu einer Balkenblase?


Stellen Sie sich die Prostata als Ring vor, der die Harnröhre umschließt. Bei der vergrößerten Prostata – Mediziner sprechen auch von einer benignen Prostatahyperplasie, kurz BPH – wuchern die Zellen des Prostata-Drüsengewebes. Mit der Konsequenz, dass die Harnröhre immer weniger Platz hat, sie wird verengt.

Das mitunter sehr befreiende Gefühl der Urinentleerung stellt sich dann nicht mehr wie gewohnt ein, das Wasserlassen ist erschwert. Mit fortschreitender Einengung der Harnröhre bleibt vermehrt Restharn in der Blase zurück.

Hier eine anatomisch unauffällige Blase einer Balkenblase gegenübergestellt:

Blase
Balkenblase

Der erhöhte Blasenauslasswiderstand veranlasst die Blasenmuskulatur dazu, für die Entleerung der Blase mehr Druck aufzuwenden. Bis zu einem gewissen Punkt schafft sie das auch. Doch arbeitet die Blasenwand über einen längeren Zeitraum hinweg mit erhöhter Kraftanstrengung, um den Urin aus dem Körper zu transportieren, verändert beziehungsweise verdickt sich die Struktur der Blasenmuskulatur und einzelne Muskelstränge treten hervor.

Die krankhaft verdickten und sich ins Blaseninnere vorwölbenden Muskelstränge ähneln Bälkchen, was den Begriff der Balkenblase erklärt. Zwischen den Muskelbündeln bilden sich Divertikel aus. Medizinisch korrekt sind das aber nicht die sogenannten echten Harnblasendivertikel, bei denen alle Wandschichten der Harnblasenwand heraustreten. Es handelt sich vielmehr um Pseudodivertikel, bei denen sich die Blasenschleimhaut ausstülpt. Und warum ist das so? Der hohe Druck, der im Blaseninneren herrscht, drückt die Schleimhaut durch die Maschen des netzartigen Muskelgebildes.

Mögliche Folgen der Balkenblase – kurz & knapp

Erhöhter Druck im Harnblaseninneren kann dazu führen, dass Urin von der Harnblase in Harnleiter und Nieren aufsteigt. Das Zurückfließen des Urins zieht dann weitere Beschwerden nach sich, etwa wiederholte Harnwegsinfektionen.

Symptome einer Balkenblase


Nicht selten merken Betroffene anfangs nichts von den Veränderungen in der Blase, da sich Schmerzen erst bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf zeigen und sich Beschwerden bei der Blasenentleerung anfangs noch in Grenzen halten.

Treten Symptome auf, sind dies unter anderem:

So diagnostiziert der Facharzt eine Balkenblase


Die verdickte Blasenwand stellt der Urologe, der auf die Prostata und Harnwege spezialisiert ist, im Rahmen einer Sonografie (Ultraschall) fest. Weiterhin umfasst die ärztliche Diagnose eine Blasendruckmessung, Zystoskopie (Blasenspiegelung) sowie – wenn die Ergebnisse aus der Sonografie und Blasenspiegelung keinen eindeutigen Befund liefern – die Zystografie (Röntgen der Blase). Vor dem Röntgen wird mittels eines Blasenkatheters Kontrastmittel in die Blase eingebracht, um Veränderungen im Gewebe besser sichtbar machen zu können. Der Facharzt begutachtet anschließend unter anderem die Blasenwand sowie Form und Größe der Blase. Außerdem könnte er so beispielsweise Harnblasendivertikel feststellen. Ein eventueller Urinrückfluss in die Nieren wird bei einem Miktionszysturethrogramm (MCU) sichtbar. Auch hier werden nach Einführen eines Blasenkatheters mit Kontrastmittel Röntgenaufnahmen gemacht, mit dem Unterschied, dass dabei speziell die Situation des Wasserlassens dokumentiert wird.

Ursachen: Gibt es neben der benignen Prostatahyperplasie noch weitere?


Eine Balkenblase kann sich auch in folgenden Fällen ausbilden:

  • Sphinktersklerose: Hierbei handelt es sich um eine Fibrosierung, also eine krankhafte Bindegewebsvermehrung, des inneren Schließmuskels der Harnblase. Ursächlich sind zum Beispiel wiederkehrende Entzündungen der Prostata.
  • Störung der Nervenversorgung der Blase: Damit das Harnlassen funktioniert, ist eine intakte Übertragung von Nervenimpulsen zwischen Gehirn und Harnblase notwendig. Vereinfacht formuliert erteilt das Nervensystem nach registriertem Harndrang dem Schließmuskel den Befehl, sich zu entspannen, damit der Urin ablaufen kann. Eine Störung liegt etwa vor, wenn die Übersendung der Impulse der Blasennerven und des Schließmuskels nicht funktioniert.
  • Harnröhrenstriktur: Die Verengung der Harnröhre wird in erster Linie hervorgerufen durch Entzündungen oder (Minimal-)Verletzungen der Harnröhre, die narbig verheilt sind. Solche (Mikro-)Traumata können beispielsweise nicht gänzlich ausgeschlossen werden beim Legen eines Blasenkatheters oder bei einer Blasenspiegelung.

Balkenblase: Von leicht bis stark ausgeprägt


Eine Balkenblase kann verschieden stark ausgebildet sein:

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AusprägungKrankheitsbild
  • leicht
    • strangförmige Muskelverdickungen (auch: Trabekel) treten kaum aus der Harnblasenwand heraus
    • mäßig
      • Verdickungen treten merklich ins Harnblaseninnere vor
      • stark
        • komplette Harnblase ist verändert

        • Blase sieht aus wie ein Christbaum mit Kugeln („Christbaumblase“)

        • Vollbild der Balkenblase und kugelartige Blasendivertikel (Ausstülpungen der Blasenschleimhaut) liegen vor

        Prognose und Therapie


        Da die Balkenblase Folge einer Erkrankung ist, richtet sich die Therapie nach der Grunderkrankung. Wurde die Ursache gefunden und therapiert, bildet sich die für die Balkenblase typische Verdickung der Muskelfasern in der Regel zurück. Führt der Facharzt die Beschwerden beispielsweise auf eine vergrößerte Prostata zurück, ist es möglich, das Wachstum mit Medikamenten einzudämmen. Eine Operation ziehen Mediziner unter anderem erst in Erwägung, wenn die verordneten Medikamente keine Wirkung zeigen. Nur wenn eine sehr starke Ausprägung der Balkenblase vorliegt und der Muskel der Harnblasenwand (M. detrusor vesicae) stark erweitert ist, ist die Balkenblase nicht rückgängig zu machen.2

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        Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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