
Wann ist ein Harnröhrenabstrich notwendig?
Sicher gibt es Angenehmeres, als einen Arztbesuch beim Urologen zu vereinbaren. Trotzdem sei Ihnen genau das ans Herz gelegt, wenn Sie Symptome feststellen wie beispielsweise:
- Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang
- Schmerzen bei der Erektion und/oder Ejakulation
- Schmerzen in Hoden, After oder im unteren Rücken
- Brennen oder Jucken in der Harnröhre
- weiß-grünlicher Ausfluss (vor allem morgens)
Je nach Ausprägung können hinter den genannten Beschwerden Entzündungen der Harnröhre (Urethritis) oder der Prostata (Prostatitis) stecken. In beiden Fällen gilt es die möglichen Ursachen durch einen Harnröhrenabstrich zu identifizieren.
Häufig sind bakterielle Infektionen sowie sexuell übertragbare Erkrankungen für eine Prostatitis oder eine Harnröhrenentzündung verantwortlich.1 Ist der Ausfluss gelblich-rahmig, kann das ein Hinweis auf Gonorrhö (im Volksmund Tripper) sein. Ein weißlich-glasiger Ausfluss weist hingegen eher auf eine Infektion mit Chlamydien oder Mykoplasmen hin.
Chlamydien-Infektion beim Mann
Zu den häufigen Ursachen für eine Harnröhren- oder Prostataentzündung beim Mann gehört der Erreger Chlamydia trachomatis. In vielen Fällen findet eine Ansteckung mit Chlamydien vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder über die gemeinsame Nutzung von Sexspielzeug (ohne Kondom) statt.
Harnröhrenabstrich: Was kommt auf Sie zu?
Der behandelnde Urologe bittet Sie, am Abend vor dem Arzttermin möglichst wenig zu trinken und den morgendlichen Harndrang zurückzuhalten, damit der Harnröhrenabstrich noch vor dem ersten Wasserlassen stattfindet. Ist dies nicht möglich, sollten zwischen dem letzten Gang zur Toilette und der Untersuchung mindestens 3 bis 4 Stunden liegen.2 Auf diese Weise wird ein zuverlässiges Ergebnis gewährleistet und sichergestellt, dass die Mehrzahl der Bakterien nicht mit dem Urinstrahl ausgeschwemmt wurden.
Zudem darf vor dem Eingriff kein Mittel zur Desinfektion der Körperpartie oder Gleitgel verwendet werden, um den Keimnachweis (etwa durch Zerstörung der Bakterien) nicht zu gefährden.
Zur Entnahme des Harnröhrensekrets führt der Arzt in der urologischen Praxis einen dünnen, sterilen Watteträger ein paar Zentimeter in die 20 bis 25 Zentimeter lange Harnröhre ein.3,4 Dabei geht er sehr behutsam vor. Nachdem der Arzt den Watteträger in der Harnröhre gedreht hat, zieht er ihn wieder heraus. Leidet der Betroffene auch unter Ausfluss, nimmt der Arzt diesen mit einem Abstrichtupfer (Kunststoffstab mit Viskosekopf) auf. Die gewonnen Proben werden bestenfalls sofort zur mikrobiologischen Untersuchung an ein Labor übergeben.
Dem Harnröhrenabstrich schließt gegebenenfalls eine sogenannte “2-Becher-Probe” an, mit deren Hilfe bestimmt werden kann, wo genau sich die Infektion befindet. Der Patient uriniert dazu nacheinander in zwei verschiedene Probengefäße. Ist der Harn im ersten Glas getrübt (beispielsweise durch eiterbildende weiße Blutkörperchen), die zweite Harnportion hingegen klar, ist das ein Indiz für eine Entzündung der vorderen Harnröhre. Ist die Verfärbung des Urins in beiden Gläser gleich stark ausgeprägt, liegt die Ursache der Infektion höher. Das bedeutet, Niere oder Blase sind betroffen.
Den Befund der Untersuchung bespricht der behandelnde Arzt zusammen mit dem Patienten. Anschließend leitet er die entsprechende Behandlung ein, die zum Beispiel bei einer durch Bakterien verursachten Harnröhreninfektion mit Antibiotika von Statten geht.
Ist ein Harnröhrenabstrich immer nötig?
Da auch Blut- oder Urinuntersuchungen zu den typischen Diagnosemethoden eines Urologen gehören, kann gegebenenfalls — je nach individuellem Krankheitsbild — bereits ein sehr detailliertes Bild der zugrundeliegenden Ursachen geliefert werden. Deshalb muss der Harnröhrenabstrich nicht in jedem Fall zwingend zum Einsatz kommen. Trotzdem liefert ein Abstrich der Harnröhre in der Regel ein besonders genaues Bild der dort vorhandenen Keime (etwa bei sexuell übertragbaren Krankheiten), weshalb er zur Diagnose sinnvoll ist. Lassen Sie sich vom Urologen Ihres Vertrauens beraten und über die möglichen alternativen Diagnoseformen aufklären.
Häufig gestellte Fragen zum Harnröhrenabstrich
Ein Harnröhrenabstrich wird von einem Urologen üblicherweise bei Verdacht auf eine Entzündung der Prostata (Prostatitis) oder der Harnröhre (Urethritis) vorgenommen und dient zur Bestimmung von potentiellen Erregern. Der Arzt führt dabei einen dünnen Watteträger von vorne in die Harnröhre ein und entnimmt auf diese Weise eine Probe der potenziell vorhandenen Erreger. Das dabei entnommene Harnröhrensekret wird in ein Labor gesendet, um es genauer untersuchen zu lassen.
Ja, der Harnröhrenabstrich kann in manchen Fällen leicht schmerzhaft und unangenehm sein — vor allem dann, wenn eine akute Entzündung der Harnröhre (Urethritis) vorliegt. Mit starken Schmerzen ist in der Regel jedoch nicht zu rechnen. Aus diesem Grund ist eine Betäubung üblicherweise nicht vorgesehen.
Dies ist abhängig davon, ob andere Diagnosemethoden (zum Beispiel Urin- oder Blutproben) besser für das jeweilige Diagnoseziel geeignet sind. Liefern diese bereits ausreichende Erkenntnisse, ist ein Harnröhrenabstrich nicht in jedem Fall nötig. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Urologen und lassen Sie sich über etwaige Alternativen zum Harnröhrenabstrich informieren.
Ja. Ist eine Geschlechtskrankheit der Grund für die Harnröhrenentzündung, muss gegebenenfalls auch der Partner behandelt werden, um eine immer wiederkehrende Infektion (Reinfektion) mit den Erregern zu vermeiden (Ping-Pong-Effekt).