Häufige Fragen zu ständigem Harndrang:

Ab wann sprechen Mediziner von ständigem Harndrang?

Im Durchschnitt suchen Erwachsene vier- bis sechsmal täglich die Toilette auf. Es kann aber auch öfter sein, zum Beispiel, wenn man tagsüber viel Flüssigkeit und wasserreiche Lebensmittel zu sich genommen hat. Auch Koffein- und Alkoholkonsum führt meist zu einem verstärkten Harndrang. Alles in allem passiert es dann schon einmal, innerhalb von 24 Stunden „das stille Örtchen“ bis zu zehnmal aufzusuchen. Wenn die Anzahl der Toilettenbesuche über einen längeren Zeitraum darüber hinausgeht oder Sie täglich mehr als 2 Liter Urin lassen müssen, sollten Sie die Ursachen von einem Urologen abklären lassen.1 

Was kann ständigen Harndrang beim Mann verursachen?

Es kommen beispielsweise eine gutartige Prostatavergrößerung, Harnwegsinfekte, psychische Leiden, Harnsteine oder die Einnahme bestimmter Medikamente infrage.

Wie sieht die Behandlung des ständigen Harndrangs aus?

Die Therapie orientiert sich an der zugrundeliegenden Ursache (möglicherweise Gabe von Medikamenten, Psychotherapie, Ernährungsumstellung, Blasentraining).

Ständiger Harndrang – das steckt dahinter


Harnspeicherung und -entleerung sind zwei der wichtigsten Funktionen Ihrer Blase. Bei einem Mann mit häufigem beziehungsweise vermehrtem Harndrang erfüllt die Blase oft ihre Speicherfunktion nicht mehr richtig. Meist steigt der Druck während der Urinspeicherphase – die Zeit, in der neuer Harn in die Blase fließt – stark an. So sehr, dass aufgrund des ständigen Harndrangs ein besonders häufiges Entleeren der Blase erfolgt. Oftmals ist der Druck aber lediglich gefühlt erhöht. Denn nicht selten ist die Blase nur wenig gefüllt, obwohl der betroffene Mann Harndrang verspürt.

Häufiger Harndrang: Nur ein Gefühl oder wird tatsächlich mehr Urin abgegeben?

Um diese Frage zu beantworten, muss zwischen zwei Phänomen unterschieden werden: der Polyurie und der Pollakisurie. Bei der Polyurie ist die Urinabgabe krankhaft erhöht: Der Patient scheidet 3 Liter und mehr Urin innerhalb von 24 Stunden aus. Bei der Pollakisurie sind die Harnportionen geringer, führen aber trotzdem zu häufigem Wasserlassen (öfter als zehnmal in 24 Stunden).1

Ursachen für häufigen Harndrang bei Männern gibt es viele. Unter anderem: 

  • Infektionen der Blase oder der Harnröhre (zum Beispiel eine Blasenentzündung
  • Prostataentzündung (Prostatitis) 
  • Restharnbildung (zum Beispiel aufgrund von Harnleitersteinen, oder einer gutartigen Prostatavergrößerung
  • neurologische Erkrankungen (wie etwa Parkinson oder Multiple Sklerose) 
  • Fremdkörper in der Blase wie Harnsteine 
  • Verengung des Blasenausgangs (beispielsweise durch eine vergrößerte Prostata
  • übermäßiges Trinken (die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Trinkmenge von circa 1,5 Litern; bei hohen Außentemperaturen, Durchfallerkrankungen sowie sportlicher oder körperlich schwerer Betätigung maximal 1 Liter pro Stunde mehr2
  • die Einnahme von Diuretika (entwässernde Arzneimittel) 
  • psychische Faktoren (wie Stress, Nervosität, Ängste) 
  • Tumore in der Blase oder im kleinen Becken 
  • Veränderung der Blasenschleimhaut durch Bestrahlung bei Krebstherapie 

Weiterhin kann auch eine Reizblase (auch überaktive Blase genannt) Schuld daran haben, dass ein Mann häufiger zur Toilette muss. In gewisser Art und Weise lässt sich sagen, dass eine Reizblase eine überaktive Blase ist, welche ihre Eigenschaft der Harnspeicherung zu einem Teil verloren hat. Folglich ist sie in ihrer Funktion gestört. Das liegt oftmals daran, dass sich der Blasenmuskel zu früh zusammenzieht oder schon eine geringe Blasenfüllung einen starken Harndrang auslöst. Von einer überaktiven Blase ist im Übrigen nur dann die Rede, wenn keine anderen Gründe für die aufgezählten Beschwerden infrage kommen. Aufschluss über den Grund der Symptome kann Ihnen nur eine ärztliche Untersuchung geben. 

Und nochmal zwei Fachbegriffe gegenübergestellt: Ständiger Harndrang versus Inkontinenz

Ein ständiger Harndrang ist etwas anderes als eine Harninkontinenz. Häufiger Harndrang meint das Bedürfnis, öfter und stärker als gewohnt Wasser lassen zu müssen. Dahingegen beschreiben Mediziner mit dem Begriff „Harninkontinenz“ die Unfähigkeit, den Urin bewusst zurückhalten zu können. Der Harnstrahl – so ungelegen er auch kommen mag – ist dann nicht aufzuhalten.

Wann sollten Männer bei ständigem Harndrang zum Arzt?


Die Probleme beim Wasserlassen wirken sich vor allem auf die Lebensqualität aus (beispielsweise Schlafmangel durch nächtliches Wasserlassen, medizinisch Nykturie genannt). Wenn Sie feststellen, dass Sie über einen längeren Zeitraum hinweg über den durchschnittlichen vier- bis fünfmaligen Toilettenbesuchen pro Tag liegen oder Sie übermäßig viel Urin ausscheiden, ist ein Besuch beim Urologen ratsam.1

Wussten Sie, dass …

… starker Harndrang die Konzentrationsfähigkeit genauso stark herabsetzen kann wie ein 24-stündiger Schlafentzug?3

Um den Auslöser für den plötzlichen, ständigen Harndrang ausfindig zu machen, stellt der Mediziner im Arztgespräch (Anamnese) einige Fragen zu den bestehenden Problemen. Der Betroffene soll hierbei die Art und Dauer der Beschwerden (ob zum Beispiel Schmerzen beim Wasserlassen auftreten) so genau wie möglich beschreiben. Auch Fragen zu vorausgegangenen Operationen und der Einnahme von Medikamenten sind Teil dieses Gesprächs.

Weiterhin stehen dem Mediziner folgende Untersuchungsmethoden zur Verfügung: 

  • Urinuntersuchung (um Infektionen zu entdecken) 
  • Ultraschall (zur Erkennung von Blasensteinen und Tumoren) 
  • neurologische Untersuchungen (beispielsweise zum Testen der Blasenschließmuskelfunktion) 

Häufig reichen diese Verfahren aus, um die Ursache für den ständigen Harndrang zu finden. Ansonsten kann der Arzt auf weiterführende Untersuchungen wie die Uroflowmetrie (Ermittlung des Urinflusses), eine Blasenpiegelung oder eine Blasendruckmessung zurückgreifen. 

Plötzlich ständig Harndrang? Die Behandlung


Eine einheitliche Vorgehensweise, um Beschwerden wie häufigen Harndrang beim Mann zu lindern, gibt es nicht. Ganz einfach deshalb, weil die Therapie immer in Abhängigkeit der Ursache erfolgen muss. Zudem können die Symptome des zugrundeliegenden Auslösers variieren: Beispielsweise hat nicht jeder Patient mit einer Blasenentzündung auch ständigen Harndrang. 

Zu den denkbaren Therapiemethoden zählen zum Beispiel: 

  • eine psychologische Beratung (falls Nervosität der Auslöser ist) 
  • regelmäßiges Training des Beckenbodens (zur Stärkung der Blasenmuskulatur) 

Am besten sind Sie – im Falle eines ständigen Harndrangs – beraten, wenn Sie sich bei Ihrem Urologen über die für Sie geeigneten Behandlungsmöglichkeiten informieren. 

Wie helfen Medikamente bei störendem Harndrang?

Ist beispielsweise eine gutartige Prostatavergrößerung der Grund für häufigen Harndrang, so entscheidet sich der Arzt eventuell auch für die Gabe von Medikamenten. Infrage kommen hier unter anderem Arzneimittel, welche die

  • Muskelzellen der Prostata und Blase entspannen (Alphablocker) und so die Blasenentleerung erleichtern,
  • Aktivität des Blasenmuskels senken (Spasmolytika oder Anticholinergika).

Möglich sind auch Präparate mit Brennnesselwurzel oder Sägepalmfrüchten, die harndrangreduzierend wirken können. Bei einer Blasenentzündung verschreibt der Arzt meist ein Antibiotikum.

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Ständiger Harndrang: Hausmittel zur Vorbeugung


Da das häufige „Müssen“ oft lästig ist, fragen sich viele Männer, was sie selbst tun können, um die Beschwerden zu lindern und die Kontrolle über die Blase wiederzuerlangen.  

Hier ein paar Maßnahmen im Überblick:

  • Starke Harntreiber wie Alkohol, Koffein und grünen Tee meiden. Weniger bekannt dürfte sein, dass auch Grapefruit(saft) eine harntreibende Wirkung besitzt und daher lieber auf Wasser oder ungesüßte Früchtetees zurückgegriffen werden sollte. Auch auf Lebensmittel, die den Urin ansäuern (wie Fleisch, Spargel und Erdbeeren), bitte verzichten. 
  • Führen Sie eine Woche lang ein Tagebuch. Dokumentieren Sie Ihre Ernährung und Ihre Toilettengänge. So lassen sich eventuelle Zusammenhänge leichter erkennen und Sie können Ihre Ernährungsgewohnheiten besser an die Blase anpassen. 
  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobson: Bei dieser Entspannungstechnik erlernen Teilnehmer, Muskeln (auch der Blase) bewusst anzuspannen und dann wieder locker zu lassen. Fokus der Übungen kann somit auch auf die Blasenkontrolle gelegt werden. 
  • Sandelholzwasser: 1 Teelöffel des unter anderem in Onlineshops und Apotheken zu beziehenden Sandelholzpulvers mit 1 Glas kaltem Wasser übergießen und 3 bis 4 Stunden ziehen lassen und abseihen (Kaltauszug). Sie können das reizlindernd wirkende Sandelholzwasser wahlweise vor dem Schlafengehen (1 Tasse) oder über den Tag verteilt zu sich nehmen (1 bis 2 Tassen).4 
  • Stärken Sie Ihre Blase. Ziel des Blasentrainings ist es zu trainieren, den Harn bewusst zu regulieren beziehungsweise zurückzuhalten und somit längere Pausen zwischen den Toilettengängen zu erreichen.

Ablauf des Blasentrainings

Halten Sie in einem Miktionsprotokoll (eine Art Tagebuch) fest, wie viel Sie trinken, wie oft Sie zur Toilette müssen und wie viel Urin Sie dabei jeweils ausscheiden. Denken Sie auch daran, beispielsweise besondere Situationen (etwa anstrengende Sporteinheiten) oder eingenommene Medikamente zu notieren. Wenn Sie Harndrang verspüren, versuchen Sie, ihn Schritt für Schritt noch für einige Zeit zurückzuhalten. So gewöhnt sich die Blase daran, mehr Urin zu speichern.

Aber Achtung: Versuchen Sie bitte nicht, den Harnstrahl während des Urinierens zurückzuhalten, um eine Irritation der Blase zu vermeiden.

Beckenbodentraining – durchaus auch ein Männerthema: Bei einer Reizblase, also häufigem Harndrang trotz geringer Blasenfüllung, kann ein zweckgerichtetes Training der Beckenbodenmuskulatur sinnvoll sein. Ein Physiotherapeut oder Experte in einem Beckenbodenzentrum kann beim Erlernen von zielführenden Übungen behilflich sein. 

„Bauchatmung mit Handdruck“ – Beckenbodenübung für Männer

  • Legen Sie sich auf die Seite, auf einer Liege oder dem Boden. Die Innenfläche der oben liegenden Hand zeigt zur Unterlage und ruht vor Ihrem Bauchnabel, die andere Hand legen Sie unter dem Kopf ab.
  • Atmen Sie langsam ein und aus.
  • Stellen Sie sich Ihre Blase als halbvollen, aus der Öffnung tropfenden Luftballon vor.
  • Versuchen Sie, während Sie ausatmen, den imaginären nächsten Tropfen aufzuhalten. Spüren Sie die Bewegung nach oben (zwischen Schambein und Bauchnabel)? Gut!
  • Nun gleichzeitig die vor dem Bauchnabel abgelegte Handinnenfläche nach unten drücken, dabei den Druck zunehmend steigern.
  • Die Fußspitzen zeigen während des Ausatmens gen Kopf.5
  • Die Übung mehrmals wiederholen.

Abbildung von Mann der Beckenbodenübung macht, zur Hilfe bei ständigem Harndrang.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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