Häufig gestellte Fragen

Was genau ist ein akuter Harnverhalt?

Ein akuter Harnverhalt ist ein urologischer Notfall, der sofort behandelt werden muss.

Welche Ursachen gibt es bei einem akutem Harnverhalt?

Es kommen eine gutartige Prostatavergrößerung, Harnwegsinfekte, Angststörungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente (beispielsweise Antidepressiva) infrage.

Welche Ursachen gibt es bei einem chronischem Harnverhalt?

Mögliche Auslöser sind eine geschwächte Blasenmuskulatur, Blasensteine oder eine Verengung der Harnwege.

Welche Symptome sind typisch?

Auftreten können Schmerzen (akuter Harnverhalt), häufiges Wasserlassen und die störende Tatsache, dass der Harndrang auch nach dem Toilettengang nicht nachlässt.

Was macht der Arzt?

Nach einem Patientengespräch gibt es meist eine rektale urologische Untersuchung und eventuell weitere Tests (Urin- und Bluttest) zur Abklärung, bevor die Behandlung erfolgt.

Was kann man zur Vorbeugung tun?

Möchte man selbst einem Harnverhalt vorbeugen, so dienen hygienische Maßnahmen, ausreichendes Trinken und Blasentraining der Prävention.

Notfallsituation akuter Harnverhalt: Was ist zu tun?


Liegt ein akuter Harnverhalt vor, so ist die Blase nicht mehr in der Lage, sich zu entleeren. Selbst der hohe Druck in der prall gefüllten Harnblase reicht nicht aus, um den Blasenschließmuskel (Sphinkter) zu überwinden. So füllt sie sich immer weiter, bis sie schließlich zu platzen droht, oder sich der Urin in Harnleiter und Nieren staut, wodurch starke Schmerzen im Bereich der Flanke entstehen oder sogar Nierenschäden auftreten können. Wenn Sie also bemerken, dass sich Ihre Blase nicht mehr entleert, sollten Sie umgehend einen Urologen aufsuchen, um die Folgen (Blasenriss, Spätschäden der Niere) zu vermeiden und auf Ursachenforschung zu gehen. Ein akuter Harnverhalt ist gefährlich und daher ein urologischer Notfall, der eine sofortige Therapie erfordert.

Akuter Harnverhalt: Was sind die Ursachen?


Die Ursache für akuten Harnverhalt ist meistens ein Hindernis, das den Abfluss des Urins blockiert. Mögliche Gründe für Blockaden im Harntrakt sind:

Kleine Auswüchse der Harnröhre, sogenannte Harnröhrenklappen, zählen ebenfalls zu Hindernissen dieser Art.

Aha!

Der Urologe unterscheidet übrigens je nach Lokalisierung des Hindernisses zwischen einem oberen und einem unteren Harnverhalt. Liegt der Auslöser im oberen Harntrakt, sind Nieren, Nierenbecken und Harnleiter das Hindernis, welches Probleme beim Wasserlassen bereitet. Befindet sich die Ursache in den unteren Harnwegen, so ist die Blockade in der Harnblase oder Harnröhre zu finden.

Gleichermaßen kommen folgende Störungen der Nerven als Ursachen infrage:

  • Bandscheibenvorfall
  • Diabetische Neuropathie (Schädigung der peripheren Nerven)
  • Spina bifida (offener Rücken beim Baby)
  • Multiple Sklerose (Nerven im Gehirn und Rückenmark werden durch entzündliche Prozesse gestört)
  • Querschnittssyndrom (Weiterleitung der Nervenreize ist unterbrochen)

Aber auch psychische Leiden, wie beispielsweise Angststörungen sind als Auslöser bekannt. Da die Blase gleichermaßen vom zentralen und vegetativen Nervensystem gesteuert wird, sind Gehirn und Blase in der Lage, aufeinander zu reagieren. Wenn Anspannung oder Ängste unser Gehirn beschäftigen, kann also auch die Blase in Mitleidenschaft gezogen werden, da über Nervenbahnen Signale an die entsprechenden Muskeln (Blasen- und Beckenmuskel) gesendet werden. Diese erteilen Ihrer Blase den Auftrag, sich zu entleeren.

Zudem sind einige beruhigende und angstlösende Medikamente (zum Beispiel Anticholinergika, Diazepam, Antidepressiva und Neuroleptika) mögliche Ursachen dafür, dass die Blasenentleerung nicht mehr reibungslos verläuft.

Weiterhin können ebenso diese Einschränkungen der Harnwege die Ursache sein:

  • eine Harnwegsinfektion (Blasen- oder Harnröhrenentzündung)
  • eine Harnröhrenverengung (oft bei Patienten mit Blasenkatheter, da die Schleimhäute durch den Katheter vernarben)

Auch Tumore (beispielsweise Blasenkrebs) oder Verletzungen der Harnröhre durch eine Operation sind in einigen seltenen Fällen Auslöser für einen akuten Harnverhalt.

Chronischer Harnverhalt – Ursachen


Anders als beim akuten Harnverhalt treten die Beschwerden bei der chronischen Variante nicht plötzlich und stark auf, sondern eher schwach und dauerhaft. Deshalb denken Patienten auch selten an die Diagnose Harnverhalt.

Zu den möglichen Ursachen zählen:

  • geschwächte Blasenmuskulatur
  • Blasensteine
  • Verengung der Harnwege
  • Einnahme von bestimmten Medikamenten (zum Beispiel Anticholinergika)

Auch bei Männern mit gutartiger Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie) ist es möglich, dass sich ein chronischer Harnverhalt entwickelt, der ebenfalls ärztliche Behandlung erfordert.

Risiken bei Harnverhalt

Durch den ständigen Harndrang und die volle Blase wird der Blasenschließmuskel stark gedehnt und ist nicht mehr so kräftig wie zuvor. Die Folgen sind Harnträufeln und im schlimmsten Fall sogar Inkontinenz (Überlaufinkontinenz). Auch die Nieren können bei einem Rückstau in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb ist ein Besuch beim Urologen unbedingt zu empfehlen.

Durch welche Symptome äußert sich ein Harnverhalt


Ein akuter Harnverhalt bleibt von Patienten selten unbemerkt. Dieser geht in der Regel immer mit starken Schmerzen einher, die von einem unangenehmen Druckgefühl begleitet werden.

Anders sieht es bei der chronischen Version aus. Hier treten selten stark ausgeprägte Symptome auf. Hinweise für einen chronischen Harnverhalt können sein:

  • häufiger Harndrang, ohne dass viel Wasser gelassen werden kann
  • nach dem Wasserlassen lässt der Harndrang nicht nach
  • häufiges Wasserlassen
  • Inkontinenz

Falls Sie Beschwerden eines chronischen Harnverhalts bei sich bemerken, ist ein Gang zum Hausarzt oder Urologen zu empfehlen.

Diagnose Harnverhalt: Das passiert beim Urologen


Bei einem akuten Harnverhalt ist es wichtig, dass der Arzt auf Ursachenforschung geht und den Auslöser für die Stauung des Urins so schnell wie möglich findet. Im persönlichen Patientengespräch (Anamnese) stellt der Arzt unter anderem folgende Fragen:

  • Wie lange bestehen die Probleme beim Wasserlassen?
  • Gibt es eine vorausgegangene OP in diesem Bereich?
  • Leiden Sie an Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Nierenproblemen?
  • Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja, welche?

Anschließend muss sich der Patient einer körperlichen Untersuchung unterziehen. Dazu tastet der Arzt zunächst Bauch und Unterleib ab, um die volle Blase zu fühlen. Bei Männern folgt zusätzlich eine rektale urologische Untersuchung, da eine vergrößerte Prostata nur auf diesem Weg tastbar ist.

Ein Ultraschall (Sonografie) ist die wichtigste Methode, um die Ursache für den Harnverhalt so schnell wie möglich herauszufinden. Der Arzt kann auf diesem Weg Nieren, Becken und den Wasserstand der Blase sehen, ohne dass der Patient Schmerzen hat. Auch Tumore oder Harn- und Nierensteine lassen sich als Ursache für einen Harnverhalt häufig durch die Sonografie feststellen.

Ergänzend kann der Arzt eine Urinprobe ins Labor schicken, um Hinweise auf Blut, Eiweiße und bakterielle Infektionen zu erhalten. Neben der Harnprobe testet der Arzt auch das Blut, um mögliche Nierenschädigungen oder eine Prostatavergrößerung aufzudecken. Ab und zu sind zur Abklärung noch weitere Nierenfunktionstests (beispielsweise Gewebe- und Zellproben) nötig.

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Behandlung akuter Harnverhalt


Liegt ein akuter Harnverhalt vor, ist schnelles Handeln wichtig, um zu verhindern, dass die Harnblase reißt, oder sich der Urin in die Nieren zurückstaut. Dazu hat der Arzt zwei Möglichkeiten der Therapie:

  1. Blasenkatheter: Nach einer örtlichen Betäubung wird über die Harnröhre ein dünner mit Gleitmittel beträufelter Schlauch zur Blase geschoben. So kann der gesammelte Urin ablaufen und die Schmerzen lassen sofort nach.
  2. Suprapubischer Katheter: Falls der Katheter eine längere Zeit bleiben soll, wird der Schlauch mittels Hautschnitt über den Unterbauch direkt in die Blase (oberhalb des Schambeins) eingeführt. Da diese Methode sehr aufwendig ist, wird sie selten angewendet.

Die weitere Behandlung des Harnverhalts (sowohl chronisch als auch akut) richtet sich immer nach der Ursache, die die Stauung des Urins auslöst. So reichen die Möglichkeiten der Therapie von der Gabe bestimmter Medikamente (beispielsweise gegen einen Harnwegsinfekt) bis hin zu einer Psychotherapie (bei Angststörungen).

Sind alternative Therapiemethoden bei einem Harnverhalt sinnvoll?

Hausmittel bei Harnverhalt

Da ein akuter Harnverhalt immer einen Notfall darstellt, ist eine Behandlung mit Hausmitteln hier nicht empfehlenswert. Meist sind die Schmerzen ohnehin so stark, dass Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen. Allerdings können einige Hausmittel die Entstehung der Auslöser für einen Harnverhalt verhindern. Neigen Patienten zu Blasensteinen ist es beispielsweise wichtig, ausreichend (mindestens zwei Liter) Flüssigkeit zu sich nehmen.

Homöopathie bei Harnverhalt?

Die Wirkung der Homöopathie ist wissenschaftlich nicht belegt. Wer dennoch auf homöopathische Mittel setzen möchte, sollte mit seinem Arzt oder einem Fachmann sprechen. Allgemein empfehlen Homöopathen beispielsweise Aconitum napellus D12, wenn die Schmerzen angst- oder unruhebedingt sind. Bei einem Harnverhalt als Folge körperlicher Anstrengung oder Verletzung des Harnleiters kann Arnica montana D12 verschrieben werden. Wenn Verletzungen (zum Beispiel der Harnröhre) bei einer Operation entstanden sind, steht Causticum D12 zur Verfügung.

So verhindern Sie, dass es mal nicht läuft – Vorbeugung Harnverhalt


Um unangenehmes Druckgefühl und Schmerzen, die mit einem Harnverhalt einhergehen, zu vermeiden, stehen einige vorbeugende Maßnahmen zur Verfügung. Da die Ursachen für den Harnverhalt vielfältig sind, hängt auch die Prävention vom Auslöser ab.

Um beispielsweise bakterielle Infektionen zu vermeiden, sind ausreichende hygienische Maßnahmen (tägliches Waschen) unabdingbar. Darüber hinaus schützen auch Kondome vor einer Übertragung von Bakterien.

Manchmal sind auch Harnsteine der Auslöser für einen Harnverhalt. Um diesen vorzubeugen, ist es ratsam, genügend zu trinken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 1,5 Liter pro Tag zu sich zu nehmen.

Weiterhin verhilft in einigen Fällen auch ein Blasentraining (beispielsweise bei einer überaktiven Blase) zu einem kontrollierten Toilettengang. Geben Sie hierfür dem Drang, die Blase zu entleeren, nicht gleich nach. Versuchen Sie stattdessen, den Urin länger in der Harnblase zu halten. So vermeiden Sie, dass sich diese nur tröpfchenweise entleert.

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